Kehrsatz scheint nur der Anfang gewesen sein: Nach der dortigen Diskussion über eine Ausgangssperre ab 22 Uhr für unter Sechzehnjährige will nun Wohlen zwischen 22 und 6 Uhr unter Zwölfjährige nicht mehr ohne erwachsene Begleitung auf der Strasse sehen. Ausserdem würde das Dorf gerne Videoüberwachung an „neuralgischen Orten“ einführen. Derweil wird in Bern und anderen grösseren Schweizer Städten über die Verteuerung von Alkohol an Bahnhöfen und ein Verkaufsverbot von Alkohol ab 22 Uhr diskutiert.
Lärmende Jugendliche zu Hause einsperren? Nach einem einzigen Vorfall, als ein Zehnjähriger um 1 Uhr nachts in Wohlen mit einer Flasche Wodka im Rucksack aufgegriffen wurde, eine Kollektivstrafe über den ganzen Ort verhängen? Alkohol verteuern – angeblich gegen Littering? Das Mindestalter für Bier und Wein erhöhen?
Die Vorfälle und Diskussionen im Moment zeigen: Gibt es Probleme mit Jugendlichen, manchmal nur mit einigen wenigen, hagelt es Verbote und Kollektivstrafen, wird mit Überwachung und Kontrolle in die persönliche Freiheit eingegriffen. Die Junge Alternative JA! verurteilt diese Politik. Natürlich ist der Vorfall in Wohlen mit dem Zehnjährigen ein extremes Beispiel– doch wäre es hier sinnvoller, die Eltern in die Pflicht zu nehmen, statt die gesamte Bevölkerung unter zwölf Jahren zu bestrafen. Zweckmäßiger als den Alkohol an Bahnhof zu verteuern – was wahrscheinlich sowieso nur für mehr Umsatz der Verkaufsstellen sorgen würde – wären innovative Ideen, wie Jugendliche und Menschen mit tiefem Einkommen ihren Feierabend in Bars oder Restaurants verbringen könnten. Mit einem reduzierten Bierpreis in der Beiz könnte das Abfallproblem gelöst werden und die Verdrängung Jugendlicher auf die Strasse oder öffentliche Plätze würde minimiert. Zudem wäre so der Jugendschutz besser gewährleistet, weil BeizenbetreiberInnen es in der Hand hätten, betrunkenen Jugendlichen keinen Alkohol mehr zu verkaufen.
Weiter wäre die Einführung eines Depots auf allen Dosen und Flaschen wirksamer als die allgemeine Verteuerung alkoholischer Getränke. Wer einfach mehr für eine Dose Bier bezahlen muss als vorher, schmeisst sie nicht eher in einen Abfall. Wer aber ein Depot bezahlt hat, hat mehr Anreiz, die Dose zurückzubringen. Hier anzusetzen, würde auch bedeuten, dass es den Behörden tatsächlich darum geht, den Abfallberg zu verkleinern und mit Recycling zu einem weniger hohen Ressourcenverbrauch beizutragen – und nicht nur darum, saubere Strassen vor sich u haben.
Die Junge Alternative JA! fordert zudem mehr aufsuchende Jugend- und Gassenarbeit sowie mehr Angebote für Jugendliche jeglicher Altersklasse. Auf diese Weise kann mehr erreicht werden als durch Verbote, Ausgangssperren und Videoüberwachung.