Wie die sogenannte Mitte und die SVP die Gleichstellung bekämpfen

Wir befinden uns in absolut beschissenen Zeiten. Ich kann es gar nicht anders formulieren. Es gilt als normal, dass von diversen Gruppierungen, den Medien und von Parteien ein Diskurs geprägt wird, in dem aktiv die Gleichstellung von TINFA* Personen angegriffen wird. Nicht, dass ich behaupten würde, dass es je gross anders war. Jedoch müssen wir anerkennen, dass der europaweite Rechtsruck deutlich zu spüren ist.

Die Mobilisierung gegen uns wird stark von politischem Opportunismus und ideologischer Aufstachelung geprägt. Genau das ist das Beängstigende: Agierende verfügen über keine übereinstimmenden Ziele, Ideologien oder Forderungen. Obwohl bestimmte Themen im Fokus stehen, bleiben sie austauschbar, variieren oder entwickeln sich je nach Motiv und Zielsetzung weiter. So kommt es zu gefährlichen politischen Allianzen. Es gibt beispielswiese gewisse Gruppierungen, die sich zwar selbst als feministisch bezeichnen, jedoch zusammen mit rechtsextremen Gruppen arbeiten, um die Errungenschaften von trans und inter Personen rückgängig zu machen. Aber auch die Parteien, welche diesen Diskurs aktiv mitprägen, sind nicht nur am rechten Rand zu finden. Nebst der SVP politisiert auch die sogenannte Mitte gegen Gleichstellung. Die absurde Behauptung, dass die Gleichstellung aller zu weit gehe und ihr System gefährde, wird oft verknüpft mit der Auffassung, dass die sie ein aufgezwungenes und undemokratisches, sozialistisches Werkzeug sei. Neben den stigmatisierenden Aussagen brauchen Parteien bildungssprachliche und bürokratische Argumente als wichtiges Mittel, um sich gegen die Rechte von Queers zu stellen. Dies kann ihren Standpunkt legitimieren, da sie in einem Parlament fallen und das «Sagbare» immer weiter pushen. Weiter werden die Reden häufig genutzt, um Medienaufmerksamkeit zu generieren und ihre Anliegen in die Öffentlichkeit zu tragen. Rechtsextreme Gruppen profitieren dadurch vom immer stärker normalisierten rechtsgerichteten öffentlichen Diskurs, da sie an diese Aussagen anknüpfen können und noch radikalere Positionen einnehmen können. Da die meisten Medien wettbewerbsorientiert arbeiten, spielen sie dabei eine zentrale Rolle. Durch reisserische Darstellungen für Klicks werden genutzt, um eine dauerhafte Plattform für die Verbreitung von Politiken gegen TINFA* Personen zu schaffen. Dies wiederum treibt die Normalisierung weiter voran. Das zeigt sich beispielsweise auch an der Aneignung unseres Vokabulars, welches eigentlich auf Missstände aufmerksam macht und nun von Rechts missbraucht wird. Die Kampagne von Massvoll mit dem Namen «My Body My Choice» zur Stopp-Impfpflicht Initiative ist nur eines der Beispiele. Provokation und verzerrte Informationen sind Mittel, um möglichst viel in und von Medien geteilt zu werden. Dass unsere Rhetorik gleichzeitig delegitimiert wird, ist ein zusätzliches Plus.

Was wir sagen, wen wir wählen und mit wem wir zusammenarbeiten hat einen enormen Einfluss auf unser Dasein. Doch wir sind viele, wir sind laut und wir lassen uns unsere Stimme nicht nehmen!