Was weiss das Internet über mich? – Ein Fallbeispiel

JA!rgon Nr. 3/2016

Von Philippe Flück

Die Zeiten stehen schlecht für Privatsphäre: Soziale Netzwerke sammeln Informationen über unsere Interessen, Smartphones speichern unsere Standorte und bald sollen Smart-TVs sogar entschlüsseln können, welche Werbungen uns ansprechen. Kurz gesagt: Wir sind auf dem Weg gläserne Menschen zu werden. Doch wie weit ist meine Durchsichtigkeit bereits fortgeschritten?

Um dies herauszufinden mache ich mich auf die Suche nach meinen eigenen Spuren auf Facebook. In den Ein- stellungen kann man hier nachschauen, welche Informationen Facebook gesammelt hat. Explizit wird darauf hingewiesen, dass es dabei nicht nur um eigene Angaben bei Facebook gehe, sondern auch um Handlungen auf externen Internetseiten. Ich nehme mir deshalb vor, mich öfters bei Facebook auszuloggen und das Häkchen bei «angemeldet bleiben» nicht mehr zu setzen, in der Hoffnung, der Datensammelwut etwas weniger ausgesetzt zu sein. Nun sehe ich verschiedene Kategorien, denen Facebook die Informationen über mich zugeteilt hat. Es beginnt ziemlich unspektakulär: Unter der Kategorie «Ausbildung» hat das soziale Netzwerk sieben Begriffe gesammelt. Ganz oben stehen die Universitäten Genf und Bern. Das überrascht mich nicht: Ich habe an beiden Universitäten studiert und dies auch so in meinem Profil angegeben. Weiter geht es dann mit «Einkaufen und Mode» sowie «Essen und Trinken» (je 10 Begriffe). Hier wird es schon etwas interessanter. Ich bin überhaupt nicht der Online-Shopping-Mensch, trotzdem scheint Facebook einiges über meinen Geschmack zu wissen: Es werden mir unter anderem die Begriffe «Streetwear», «Skateboarding» und «Sneakers» vorgeschlagen. Zugegeben: Es handelt sich um eher allgemeine Begriffe, immerhin scheint aber Facebook zu wissen, dass mich Krawatten nicht interessieren und auch Uhren oder Mokassins im Laden bleiben, wenn ich einkaufen gehe. Die nächste Kategorie ist «Familie und Beziehungen»,

bei der allerdings nur der Begriff «Clan» steht, mit dem ich nicht viel anfangen kann. Auch bei «Fitness und Wellness» steht ein einziger Begriff: «Schlafen». Punkt für dich, Facebook.

Die nächsten Kategorien sind Gewerbe und Branchen (53 Begriffe) sowie Hobbys und Aktivitäten (17 Begriffe). Besonders, dass bei der zweiten Kategorie der Begriff «Gitarre» erscheint, zeigt mir, wie gläsern ich bin. Kürzlich habe ich mich im Internet nämlich über verschiedene Modelle informiert. Auch die Kategorie Lifestyle und Kultur lässt erahnen, wie tief die Informationssuche von Facebook geht. Hier stehen nämlich unter anderem die Begriffe «Smartphone», «4G-Verbindung» und «WLAN-Verbindung». Das sind alles Dinge, mit denen ich regelmässig im Internet surfe. Die grösste Kategorie ist aber «Neuigkeiten und Unterhaltung». Hier hat Facebook ganze 133 Begriffe über mich gesammelt. Die meisten sind Musiker_innen oder Schauspieler_innen, zum Teil solche, die ich noch nie in meinem Leben gehört habe. Auch sind ganze Musikgenres aufgeführt, die wahrscheinlich in Bezug auf die aufgelisteten Künstler_innen gewählt worden sind. Die letz- ten Kategorien sind «Personen» (31 Begriffe), «Reisen, Orte und Veranstaltungen» (22 Begriffe), «Sport und Outdoor» (16 Begriffe) und zuletzt «Technologie» (11 Begriffe). Total hat Facebook also 342 Begriffe über mich gesammelt, zu denen es mir Werbung zeigt. Dies scheint mir extrem viel, besonders da ich kein sehr aktiver Facebook-Nutzer bin und ich mit dem «Gefällt mir»-Knopf eher sparsam umgehe.