Motion Fraktion
Grünes Bündnis / Junge Alternative JA! (Anne Wegmüller JA!, Emine Sariaslan
GB ):
Faire Computer für die Stadtverwaltung
Verschiedene Innovationen und Projekte zeigen es, die Stadt Bern ist bedacht
darauf ökologisch und fair zu handeln bzw. fairen und ökologischen
Unternehmen Aufträge zu erteilen. Dieses Engagement ist aus Sicht der Jungen
Alternative JA! und des Grünen Bündnis sehr erfreulich, muss jedoch in
gewissen Bereichen noch ausgebaut werden.
Studien zur Arbeitssituation in den Zulieferfirmen der grössten
Computerhersteller in China, Thailand und den Philippinen zeigen, dass die
meisten ArbeiterInnen– viele davon sind junge Frauen zwischen 16 und 30
Jahren – unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten müssen. Das Fehlen von
existenzsichernden Mindestlöhnen, Arbeitsverträgen oder Massnahmen, welche
die Sicherheit und Gesundheit der ArbeiterInnen schützen, wird zusätzlich
dadurch gefördert, dass diese Zuliefererfabriken in speziellen
Wirtschaftszonen angesiedelt sind. Für die ausländischen Unternehmen
bedeutet dies Vorteile, wie die unbürokratische Erlangung von Bewilligungen,
Steuerbefreiungen oder eine ausgezeichnete Infrastruktur. Für die
FabrikarbeiterInnen hingegen, bedeuten diese Zonen vor allem Unterdrückung
und eingeschränkter Rechtszugang.
Die Kampagne „High Tech – No Rights?“ von „Brot für alle“ und „Fastenopfer“
fordern von den Computerfirmen, dass sie in ihren Zulieferfabriken für faire
Arbeitsbedingungen einstehen und diese durch Verhaltenskodices und Verträge
schützen.
Ziel ist es, soziale Missstände in den Zulieferfirmen idealerweise
abzuschaffen oder zumindest zu verringern. Die Computerindustrie muss darauf
aufmerksam gemacht werden, dass in den verschiedenen Fabriken, welche
spezifische Computerteilchen produzieren, die Angestellten in ihren sozialen
und finanziellen Rechten eingeschränkt werden.
Die Forderungen von „High Tech – No Rights?" betreffen die gesamte
Bevölkerung: Denn mit Steuergeldern werden auch Computer eingekauft. Gerade
die öffentliche Hand sollte also bei der Beschaffung darauf achten, dass sie
die Steuergelder nachhaltig einsetzt: Dazu zählt auch die Anerkennung der
sozialen Verantwortung für die gesamte Produktionskette eines Computers,
sprich der Kauf von „sauberen“ Computern. Die Stadt Genf geht mit gutem
Beispiel voraus und verlangt seit 2006 von Zulieferfirmen von
Informatikmaterialien und deren wichtigsten Unterlieferanten, dass sie die
Konventionen der internationalen Arbeitsorganisation (ILO) respektieren.
Seit 2007 müssen alle Zulieferer mit einem Formular zu ihrer sozialen
Verantwortung ausfüllen und der Stadt ein Exemplar ihres Verhaltenskodex
zustellen. Wenn Firmen diese Vereinbarung nicht einhalten, können sie mit
einer Busse bestraft und für einige Jahre von allen Geschäften
ausgeschlossen werden.
Der Gemeinderat wird daher beauftragt sicherzustellen, dass die Stadt Bern
künftig nur noch Computer beschaftt, welche fair produziert werden und
folgende Regeln zur Beschaffung von Informatikmaterialien im Rahmen einer
allfälligen Revision der Subventionsverordnung festgelegt werden:
1. Der Gemeinderat soll die Liefer- und Herstellerfirmen verpflichten die
fundamentalen Rechte und Konventionen der internationalen
Arbeitsorganisation (ILO) einzuhalten und er soll sich am Beispiel der Stadt
Genf Sanktionsmöglichkeiten bei allfälliger Nichteinhaltung überlegen.
2. Zudem sollen EDV-Zuliederfirmen der Stadt Bern darlegen, dass sie ihre
Angestellten, welche das Material produzieren, über ihre Rechte informieren
und ausbilden.
Bern, 5. Juni 2008
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