29. März 2007:
Postulat Fraktion Grünes Bündnis/ Junge Alternative JA! (Anne
Wegmüller JA!, Franziska Schnyder GB): Sichere und gesunde Schulwege statt
Elterntaxi für Schulkinder in der Stadt Bern
Es gibt viele Eltern, welche ihre Kinder mit dem Auto in die Schule oder in
den Kindergarten und wieder nach Hause chauffieren. Die Tendenz der Bring-
und Holfahrten ist laut städtischen Fachpersonen in der Stadt Bern in den
letzten Jahren gestiegen.
Der Schulweg ist mehr als nur die Distanz zwischen Eltern- und Schulhaus. Er
ist ein wesentlicher Bestandteil im Leben der Kinder. Auf dem Schulweg
werden Entdeckungen gemacht, Natur und Umwelt werden beobachtet, es werden
Kontakte geknüpft, Konflikte ausgetragen und Verkehrserfahrungen gesammelt.
Zu einer gesunden Entwicklung des Kindes gehört es, sich ohne Begleitung
Erwachsener mit andern Kindern zu treffen und somit wichtige soziale
Erfahrungen zu machen sowie das Selbstbewusstsein zu fördern. Der Schulweg
ist eine wichtige Erlebniswelt. Weiter fördert der Schulweg die motorischen
Fähigkeiten von Kindern ebenso, wie die Kompetenz Situationen im
Strassenverkehr richtig einzuschätzen und situationsgerecht zu handeln.
Der tägliche Fussweg zur Schule oder zum Kindergarten und wieder zurück
bedeutet unter anderem regelmässige Bewegung, welche für die Gesundheit der
Kinder äusserst wichtig ist. Bewegungsmangel ist nebst falscher Ernährung
der Hauptgrund dafür, dass immer mehr Schweizer Kinder übergewichtig sind.
Gemäss einer Studie des Labors für Humanernährung der ETH Zürich hat sich
die Zahl der übergewichtigen Kinder in den letzten 20 Jahren mehr als
verdreifacht, diejenige der fettleibigen Kinder beinahe versechsfacht. Im
Jahr 2004 litten 23% der Kinder zwischen 6 und 12 Jahren an Übergewicht und
10% an schwerem krankhaftem Übergewicht.
Die Versuchsbegleitung Schulweg Stadt Bern (Rolf Steiner, 2005) welche durch
die Stadt Bern in Auftrag gegeben wurde, belegt, dass Bring- und Holfahrten
der Eltern zu einem grossen Gefahrenpotenzial im Umfeld von Schulhäusern
führen. Auf Videoaufnahmen, welche gemacht wurden, waren zahlreiche
gefährliche Manöver zu beobachten. Oft wird direkt auf oder vor dem
Fussgängerstreifen sowie auf dem angrenzenden Trottoir angehalten. Damit
ergeben sich zwangsläufig Konflikte mit zu Fuss gehenden Schulkindern.
Besorgte Eltern, die ihre Kinder mit den Autos zur Schule bringen, gefährden
beim Anhalten und Aussteigenlassen ihres Kindes andere Kindergarten- und
Schulkinder stark. Radarmessungen zeigen, dass Eltern, die ihre Kinder mit
dem Auto zur Schule bringen, regelmässig Geschwindigkeitsübertretungen
begehen. Der Bericht fordert flankierende Massnahmen und entsprechende
Kommunikation (z.B. Pfosten, Geländer, Informationen am Elternabend usw.) in
Bereichen, wo Bring- und Holfahrten unerwünscht oder gefährlich sind.
Der Gemeinderat wird deshalb gebeten, folgende Anliegen zu prüfen:
1. Sinnvolle flankierende Massnahmen zu ergreifen, welche Bring- und
Holfahrten unattraktiv machen bzw. an besonders gefährlichen Stellen
verbieten.
2. Eltern schulpflichtiger Kinder über die negativen Folgen von Bring- und
Holfahrten sowie über die Vorteile des Schulweges zu Fuss zu informieren.
3. Weitere Massnahmen zu ergreifen bzw. zu fördern, die zur Eindämmung,
respektive Eliminierung des Bring- und Holfahrten führen (wie z.B.
Patrouillen oder Pedibus-Projekte d.h. eine von Eltern organisierte
Begleitung des Schulweges zu Fuss).
Bern, 29. März 2007
|