7. April 2005: Motion Anne Wegmüller, Simon
Röthlisberger (JA!): Legale Wände für Graffiti-Kunst
Weltweit wird
Graffitikunst als Jugendkultur angesehen und mit legalen Graffitiwänden und Events
gefördert. Sie bietet jungen Leuten das Potential sich zu verwirklichen. In der
"Writingszene" treffen sich KünstlerInnen aus der ganzen Welt, tauschen sich
aus und malen mitunter gemeinsam Bilder. In Hamburg, München und weiteren deutschen
Städten werden ganze Wände gemäss vorher erstellten Konzepten genutzt. Vielerorts
werden Graffiti-künsterInnen gar damit beauftragt, graue Häuserfassaden farbig
umzugestalten. (Siehe www.daimgallery.com >
artwork)
Seit gut 15 Jahren gehören Graffiti zum Alltagsbild in Schweizer Städten. Anders als die
Signaturen ("Tags"), die meist als Schmierereien ohne ästhetischen Gehalt
wahrgenommen werden, polarisieren die bunten Wandbilder ("Pieces") die
Öffentlichkeit. Sie sind Ausdruck einer Lebenshaltung, ein Stück Jugendkultur, verstehen
sich als Kunst. Jugendbeauftragte fordern einen Ausbau von legalen Sprayflächen und immer
mehr fördern auch private Firmen Spraykunst finanziell.
Dass das Berner Gewerbe an den "Tags" in der Innenstadt wenig Freude hat, ist
auch für die JA! nachvollziebar. Doch scheinen uns aus jugend- und soziokultureller Sicht
die Schaffung von Entfaltungsmöglichkeiten für Graffiti-KünstlerInnen der bessere Weg,
diesem "Problem" zu begegnen, als wiederum mit repressiven Massnahmen eine
"aus-den-Augen-aus-dem-Sinn"-Politik zu betreiben. Letzteres führt laut
SzenekennerInnen ohnehin nur zu einem noch raffinierteren Vorgehen der Szene.
In der Schweiz gibt es laut Insidermedien mehrere bekannte Plätze, an denen legal
Graffitis gesprayt werden können. In Basel-Stadt beispielsweise am Sommercasino. Das
Tiefbauamt Basel-Landschaft hat neun Objekte für legales Sprayen freigegeben.
Auch in Ostermundigen existiert seit 6 Jahren eine 400 Meter lange Schallwand beim
Schiessplatz, an der legal gesprayt werden darf. Dieser vorhandene Freiraum wird von der
Sprayerszene rege benutzt und geschätzt. Eine Gruppe von Jugendlichen betreut in
Zusammenarbeit mit der Jugendarbeit Ostermundigen die legalen Graffitiwände. Für die
Endsorgung der Spraydosen existieren vor Ort spezielle Abfalleimer. Zudem wird einmal pro
Jahr ein Event für GraffitikünsterInnen organisiert. Seit dieser Freiraum in
Ostermundigen vorhanden ist, wird gemäss Jugendarbeiter viel weniger illegal gesprayt
und getagt.
Legale Wände sind der erste Schritt, dass sich Graffiti-KünstlerInnen kulturell
weiterentwickeln können. Gemäss einem erfahrenen Insider sind viele von Ihnen heute
erfolgreiche GrafikerInnen und bringen dank ihren Experimenten und Erfahrungen neue
Inputs in diese Branche ein.
Bei der Schaffung von legalen Spraywänden sind ausreichend grosse Flächen wichtig, damit
die Bilder nicht innert kürzester Zeit übersprayt werden. Dadurch ist es möglich, dass
das legale Sprayen für die KünstlerInnen zu einer echten Alternative wird.
Die Junge Alternative JA! ist der Meinung, dass es aufgrund der Erfahrungen aus anderen
Städten und Gemeinden sowie Einschätzungen von Fachpersonen auch in der Stadt Bern
legale Graffitiwände braucht.
Der Gemeinderat wird daher beauftragt:
1. mehrere Orte in der Stadt Bern zu bestimmen, an denen das Sprayen von
Graffitis legal ist.
2. besteht Interesse von Seiten Jugendlicher, organisiert die Stadt Bern
in Zusammenarbeit mit den Jugendlichen einmal pro Jahr ein Graffiti-Kult-Event.
Bern, 7. April 2005 |