13. Januar 2005: Postulat Anne Wegmüller (
JA!), Natalie Imboden (gb): Tochtertag 2005 - Berufswahlperspektiven von
Mädchen erweitern
In Form eines
interfraktionellen Postulats wurde im Juni 2001 die Einführung eines Modi-Tages in der
Stadt Bern gefordert. Seit 2002 begleiten jedes Jahr schweizweit Zehntausende von Mädchen
ihren Vater oder ihre Mutter einen Tag lang zur Arbeit. Auch in der Stadt Bern wurde der
Tochtertag innerhalb und ausserhalb der Verwaltung mit Erfolg durchgeführt.
Der praktische Einblick für Mädchen in die Arbeitswelt und somit die Möglichkeit der
Erweiterung von Berufsperspektiven, auch in sogennant "männertypische"
Berufsfelder, steht dabei im Zentrum. Denn auch heute noch wählen Jungen und Mädchen
ihren künftigen Beruf mit unterschiedlichen Vorstellungen.
Die Berufswahl ist für Frauen oft entscheidend für die weitere berufliche Zukunft und
auch für Karriereaussichten. Denn heute bleiben fast zwei Drittel aller Frauen auch nach
der Geburt ihres ersten Kindes erwerbstätig. Knaben dagegen denken kaum darüber nach,
wie sie Erwerbs- und Familienleben später einmal verbinden. Noch immer arbeiten nur
wenige Männer Teilzeit und leisten nach wie vor viel weniger Familienarbeit als die
Mütter.
Auch bei der Berufswahl sind nach wie vor frappante Unterschiede zwischen jungen Frauen
und jungen Männer festzustellen. Knapp drei Fünftel der Frauen wählen einen Beruf im
Bereich der Körperpflege, der Heilbehandlung, des Verkaufs oder machen eine
Kaufmännische Ausbildung. Bei den Männern ist die Berufsvielfalt um einiges grösser.
Sie entscheiden sich meist für Berufe der Metall- und Maschinenindustrie, des
Holzgewerbes oder für technische Berufe. Die ausgeprägt geschlechtsspezifische
Berufswahl hat sich seit 1990 kaum verändert. Weder bei den Frauen noch bei den Männern
kam es zu grösseren Verschiebungen.
Nach wie vor besteht Handlungsbedarf nach gezielten Mädchenprojekten. In den letzten
Jahren nahm die Tendenz zu, reine Frauenprojekte in der Stadt Bern zu streichen (z.B.
Frauentaxi, Frauengesundheitszentrum). Auch die Diskussion, den Tochtertag in einen
"Schnuppertag" für Mädchen und Jungen umzuwandeln, wird vermehrt geführt.
Der Gemeinderat wird deshalb gebeten, folgende Anliegen zu prüfen:
1. Die Stadt Bern führt weiterhin einen Tochtertag innerhalb der Stadtverwaltung durch
und motiviert auch private Betriebe zur Teilnahme am nationalen Tochtertag. Die
Berufswahlperspektive von jungen Frauen soll dabei im Zentrum stehen. Der Tochtertag soll
nicht nur "Fun-Schnupper-Tag" sein, sondern Mädchen die Chance ermöglichen,
sich praxisnah mit ihrer Berufswahl auseinander zu setzen.
2. Für Jungen können gezielte Alternativprogramme beispielsweise für den
Schulunterricht durchgeführt werden, wie dies bereits 2004 im letzten Jahr auf nationaler
Ebene gemacht wurde.
3. Der Tochtertag 2005 soll auch ein öffentlichkeitswirksamer Anlass werden und zwar
innerhalb der Stadtverwaltung und eventuell in Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft.
Bern, 13. Januar 2005
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