Passen wir die Stadt an kommende Hitzewellen an!

Dringliches interfraktionelles Postulat GB/JA! (Eva Krattiger JA!, Jelena Filipovic, GB): Sind Kinder und ältere Menschen vor kommenden Hitzewellen geschützt?

Ein Blick auf die Klimaszenarien CH2018 zeigt, dass Hitzeperioden, Hitzetage und Tropennächte in Zukunft häufiger zu erwarten sind. Für Bern werden für das Szenario RCP 8.5 (also bei Emissionen im Sinne von „weiter wie bisher“) bis 2060 bereits über 20, bis 2080 gar über 40 Hitzetage mit Temperaturen über 30°C erwartet. [1] Auch Tropennächte, in denen die Temperatur nicht unter 25°C sinkt, nehmen deutlich zu.[2] Städte sind von diesen beiden Extremen noch stärker betroffen als Orte auf dem Land. Selbst wenn die Temperatur im Umland in der Nacht unter 20°C sinkt, kann der städtische Hitzeinseleffekt dazu führen, dass die Temperatur in der Stadt nicht unter 25°C fällt.

Dieser Hitzeinseleffekt ist in den Klimaszenarien CH2018 nicht berücksichtigt.

Kinder, ältere und chronisch kranke Personen sind besonders empfindlich gegenüber Hitzewellen. Kinder haben auch an heissen Tagen das Bedürfnis nach Bewegung und Kleinkinder können ihre Körpertemperatur schlechter regeln. Ältere Menschen haben häufig weniger Durst und trinken deshalb zu wenig und der Körper kann sich schlechter vor Überhitzung schützen. Bei älteren und chronisch kranken Personen kann übermässige Hitze deshalb sogar zum Tod führen. Eine Analyse des Schweizerischen Tropen- und Public Health Instituts (TPH) zeigt, dass die Übersterblichkeit in den Sommermonaten in den drei heissesten Sommern seit Messbeginn (2003, 2015 und 2019) jeweils 3.5 – 6.9 % betrug.[3] Räume, die häufig von Kindern, älteren oder kranken Menschen frequentiert werden, müssen deshalb besonders geschützt werden vor Hitze. Dies betrifft insbesondere Schulen, Kitas und andere Betreuungseinrichtungen, Spielplätze, Alters- und Pflegeheime, Alterswohnungen, Seniorinnen- und Senioreneinrichtungen sowie Spitäler. 

Der Gemeinderat wird beauftragt, alle bekannten oben aufgeführte Orte und weitere Orte in diesem Sinne systematisch auf ihre Angepasstheit auf ein heisseres Klima und häufigere Extremereignisse zu überprüfen und dem Stadtrat darüber Bericht zu erstatten. Dabei soll sowohl die Situation im Innern der Gebäude (sofern diese im Einflussbereichs der Stadt sind) als auch die Umgebung der Gebäude (z.B. Pausenplätze, häufig von älteren Menschen frequentierte Wege) betrachtet werden. Der Gemeinderat wird beauftragt, wo nötig entsprechende (bauliche, planerische oder organisatorische) Anpassungsmassnahmen zu erarbeiten und die nötigen finanziellen und personellen Ressourcen einzuplanen.

Begründung der Dringlichkeit: Die vier heissesten Sommer seit Messbeginn fanden in der Schweiz in den letzten acht Jahren statt. Je schneller, die nötigen Anpassungsmassnahmen getroffen werden, desto mehr Kinder und ältere Menschen können vor Hitze geschützt werden. Das Stadtplanungsamt erarbeitet ausserdem eine Konzept Stadtklima. Allenfalls kann das vorliegende Postulat im Rahmen dieses Konzepts erfüllt werden.


[1] https://gate.meteoswiss.ch/mchbrowser-frontend/?type=climate&lang=de&product=columns&indicator=HD&station=BER

[2] https://gate.meteoswiss.ch/mchbrowser-frontend/?type=climate&lang=de&product=columns&indicator=TN&station=BER

[3] https://www.nccs.admin.ch/dam/nccs/de/dokumente/website/sektoren/gesundheit/bericht-hitzesommer-2018-ragettli.pdf.download.pdf/Bericht_Hitzesommer%202018_Ragettli%20(2019).pdf