Nein zum Hunger, JA! zur Spekulationsstopp-Initiative

JA!rgon Nr. 1/2016

Alle 5 Sekunden stirbt auf der Welt ein Kind am Hungertod. Das müsste nicht sein, wenn wir Spekulationen rund um Nahrungsmittel und Rohstoffen endlich den Riegel schieben würden. Von Leonie Wegmüller

Nahrung ist ein Grundbedürfnis von uns Menschen und seit mehr als 50 Jahren ein grundlegendes Menschenrecht. Doch leider müssen auch heute noch weltweit etwa 805 Millionen Menschen tagtäglich Hunger leiden und das, obwohl eigentlich mehr als genug Nahrungsmittel vorhanden wären.

Zum einen ist dies auf die ungerechte Verteilung der Lebensmittel, zum anderen aber auch auf den stetigen Anstieg der Lebensmittelpreise zurückzuführen. Letzterer ist vor allem der Spekulation mit Rohstoffen und Nahrungsmittel an der Börse zuzuschreiben. In den 90er-Jahren wurden durch die massive Liberalisierung der Finanzmärkte diese Spekulationen an der Börse vereinfacht und seither sind die Preise extremen Schwankungen ausgesetzt, welche sowohl Konsument_innen, als auch Produzent_innen betreffen.

Ursprünglich schlossen Verkäufer_innen und Käufer_innen als Sicherheit untereinander Verträge ab, in denen sie die Abnahmemenge und den Preis einer zukünftigen Rohstofflieferung vereinbarten. Diese Verträge wurden dann standardisiert und an der Börse gehandelt. Durch die Schaffung von komplexen Finanzprodukten dienen die Verträge heute jedoch nicht mehr als Absicherung sondern primär als Möglichkeit für Banken und Konzerne von den steigenden Rohstoffpreisen zu profitieren. Dabei werden die Preise mit Spekulationen immer weiter in die Höhe getrieben, die Reichen werden dabei immer reicher und machen riesige Profite zum Übel der Ärmsten, welche die Preise für Nahrungsmittel nicht mehr aufbringen können. In Entwicklungsländern wo die Menschen bis zu 60 – 80% ihres Einkommens für Nahrungsmittel ausgeben müssen, sind bereits kleinste Preisanstiege fatal und lösen grosse Hungersnöte und Elend aus. So stiegen die Preise von Getreide in einige Ländern um 100 – 300% des ursprünglichen Preises an, was es den Menschen unmöglich machte, sich genug Lebensmittel zu kaufen.

Einige Rohstoff-Konzerne kaufen sich zudem in Entwicklungsländern Agrarland und bauen dort diverse Rohstoffe (z.B. Getreide) an. Da sie die Preise aber immer weiter steigen lassen, können sich die Menschen dort das vor Ort angebaute Getreide nicht leisten und müssen buchstäblich vor vollen Tellern verhungern. Die geernteten Rohstoffe werden dann in Länder mit kaufkräftigerer Kundschaft exportiert, wo man sich die Rohstoffe auch zu hohen Preisen leisten kann.

Genau da setzt die „Spekulationsstopp-Initiative“ an und fordert in der Schweiz eine Verfassungsänderung, die verlangt, dass Spekulationen mit Agrarrohstoffen und Nahrungsmitteln verboten werden. Konzerne und Banken dürften in Zukunft nur noch mit Rohstoffen und Nahrungsmitteln handeln, wenn sie ein wirkliches Interesse daran nachweisen können und dürfen nur so viel kaufen, um einen realen Handeln abzusichern. Somit wäre es den Finanzabteilungen der Konzerne verboten Preiswetten abzuschliessen oder vor allfälligen Preissteigungen (Preise, die sie selbst in die Höhe treiben) ihre Lager aufzufüllen und die Rohstoffe später zu höheren Preisen zu verkaufen. Eine Gesetzesänderung wäre gerade in der Schweiz enorm wichtig, da sie im ganzen Rohstoff-Spekulationsspiel keine unbedeutende Rolle spielt. Denn viele grosse Rohstoffkonzerne und Banken haben ihren Sitz in der Schweiz und machen sie damit zu einem führenden Platz für Spekulationen. Als Folge der Initiative könnten die Gewinne der Grossbanken in Zukunft minimal zurückgehen, was aber im Hinblick darauf, dass weniger Menschen auf der Welt Hungern müssten, ein kleines Übel wäre.

Bereits in den USA und in Europa werden aktuell Regulierungen eingeführt, die die Nahrungsmittelspekulationen beschränken und es ist höchste Zeit, dass sich auch in der Schweiz etwas ändert. Wir können nicht mehr nur zuschauen, wie auf dieser Welt jeden Tag Menschen an Hunger leiden oder sogar an ihm sterben müssen und dies in erster Linie, damit die Reichen auf ihren Rücken immer höhere Gewinne erzielen können.

Die Spekulationsstopp-Initiative ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Also, setzten wir ein Zeichen gegen Hunger und Profitgier auf dieser Welt und stimmen am 28. Februar „JA“!