von Gregor Schmucki
Eine vollständige erneuerbare Energieerzeugung bringt die Gefahr von einer Versorgungslücke im Winterhalbjahr mit sich. Grund dafür ist der erhöhte Energiebedarf in der kalten Jahreszeit, sowie die geringere Kapazität von Photovoltaik (PV) Anlagen. Pumpspeicherkraftwerke vermögen diese Jahreszeitlichen Schwankungen nur bedingt abfedern. Die Globalstrahlung (die Strahlung, die bei uns auf der Erdoberfläche ankommt) ist im Winterhalbjahr geringer (erhöhte Distanz durch die Atmosphäre). Im Mitteland kommt hierzu noch der Nebel, in den Bergen der Schnee. Der Nebel schränkt die Leistung der Solaranlagen weiter ein. Weisser Schnee hat einen hohen Albedo Wert und reflektiert dadurch viel Strahlung zum Solarpanel, was dessen Leistung bei guter Ausrichtung drastisch erhöht.
Der Aufruf nach grossflächigen alpinen PV-Kraftwerken ist durchaus berechtigt. Doch alpine Gebirgsräume sind nun auch einmal fast die einzigen «wild» gebliebenen Gebieten der Schweiz. Sie sind die letzten grossflächigen Rückzugsräume für viele Tier und Pflanzenarten. Schroffe alpine Landschaften, so aber auch landwirtschaftliche genutzte Kulturlandflächen verfügen über hohe Landschaftsqualitäten. Wieso bitte genau solche intakten Landschaften wie etwa das alpwirtschaftliche geprägte Gebiet oberhalb Gondo oder das Triftgletschervorfeld verbauen? In den Schweizer Gebigrskantonen gibt es schon eine Vielzahl von stark anthropogen überprägten Landschaften. So besteht entlang Strassen, Siedlungsräumen und Skigebieten zum grossen Teil schon die nötige Infrastruktur für PV-Kraftwerke. Wer einmal im Sommer in einem Skigebiet war, weiss dass die einstmalige hohe Landschaftsqualität einer solchen Region bereits stark dezimiert ist.
Der Ausbau von «nachhaltigen» Energien ist sehr zu begrüssen. Der nachhaltige Umgang mit unserer Ressource Landschaft sollte dabei jedoch nicht vergessen werden, denn Nachhaltigkeit hat ja so einige Aspekte. Und was natürlich in diesem Diskus nicht vergessen werden sollte, ist die Effizienz und Suffizienz.