Meine Wohnungssuche

Plädoyer für die Initiative « Mehr bezahlbare Wohnungen»

Eine WG in Bern nahe des Bahnhofs, das ist mein Traum. Doch Traum bedeutet immer auch, dass es eher unrealistisch ist bzw. in weiter Ferne. Vor drei Jahren wollte ich mit einem Freund in Lausanne eine Colocation gründen. Wir sind damit jedoch gescheitert.

Wir hatten keine Chance als Studenten eine Wohnung zu bekommen, trotz Garantien unserer Eltern, allesamt beim Kanton angestellt. Ausserdem hatten wir ein ganzes Dossier geschrieben, mit Motivationsbrief etc. In Lausanne ist jedoch die Situation auf dem Wohnungsmarkt noch einmal wesentlich angespannter als in Bern. Ausserdem gibt es fast keine privaten Vermieterinnen, also Leute die ein Haus besitzen, jedoch keine Immobilienverwaltung anstellen, sondern sich selbst um die Mieterinnen kümmern. Das führt dazu, dass die Immobilienverwaltungen, welche natürlich Gewinn machen wollen, eine enorme Macht erhalten. Sie können Dokumente verlangen, welche per Gesetz nicht verlangt werden dürfen, denn wer nicht einreicht, bekommt keine Wohnung. Für Immobilienverwaltungen heisst Gewinn möglichst kleiner Aufwand pro Mandat. D.h. konkret wünschen sie sich Mieterinnen, welche vom Alter ~30 an bei der Familiengründung bis zum Tod oder dem Umzug ins Altersheim in der Wohnung bleiben. Interne Regeln lassen menschlichen Sympathien nicht zählen, was zählt sind die Lohnauszüge, Zivilstand, Alter, Herkunft… Schlussendlich brach mein Freund das Studium ab und ich kam nach einem halben Jahr Bern – Lausanne pendeln in einer schon bestehenden WG unter.

Jetzt suche ich also wieder eine Wohnung. Diesmal in Bern und mit einem Freund, der schon verdient. Das Szenario droht sich trotzdem zu wiederholen. Die Berner haben in der Bevölkerungsbefragung der Stadt Bern 2019 die Wohnungsnot als grösstes Problem angegeben. Die Situation ist mit einer zu vergebenden auf 200 Wohnungen (Lehrquote 0.5%) auch in Bern sehr angespannt. Ausserdem vereinen wir auch diesmal viele Nachteile bei der Wohnungssuche. Wir wollen in einer 2er- WG leben. WG ist jedoch gleichgestellt mit laut und unordentlich für viele Vermieterinnen. Wir sind jung heisst wild, laut, unordentlich. Cliché. Wir können uns nicht irgendeine Wohnung leisten, sondern sind darauf angewiesen, mit einem bescheidenen Budget auszukommen. Wir sind kein Paar. Ich bin ausserdem auf die Bahnhofsnähe angewiesen, weil ich in Freiburg studiere.

Einfluss der Initiative auf meine Wohnungssuche

Die Initiative hat zum Ziel, wie der Name schon sagt, die Anzahl an günstigen Wohnungen zu erhöhen. Dies soll insbesondere durch die Förderung von Trägern von gemeinnützigen Wohnungsbau (meist Wohnbaugenossenschaften), sowie die Unterbindung des Verlustes von günstigem Wohnraum durch (Energie-) Sanierungen geschehen. Ausserdem sollen die Gemeinden ermächtigt werden ein Vorkaufsrecht für sich einzuführen, dies soll helfen, mehr Sozialwohnungen zu offerieren. Offensichtlich ist, dass uns günstiger Wohnraum zu Gute käme. Da Genossenschaften normalerweise nicht Gewinn orientiert sind, könnten wir davon profitieren, da eine Wohngenossenschaft auch Wohnungen an Personen vermieten kann, welche nicht dem marktwirtschaftlichen Optimal entspricht. Natürlich löst die Initiative nicht alle Probleme auf dem Wohnungsmarkt. Die Erhöhung der gemeinnützigen Träger für Neubauten auf mind. 10 % stellt jedoch schon eine deutliche Verbesserung dar. Das wiederum hilft nicht nur WGs, aber auch anderen Menschen, welche durch den Markt benachteiligt werden, wie zum Beispiel Alleinerziehende, Wenigverdienende, Menschen mit ausländisch klingenden Namen etc…

https://www.derbund.ch/bern/vernarrt-in-den-eigenen-oev/story/10826260

https://bezahlbare-wohnungen.ch/

Von Lorenz Jordi, im JA!rgon 4/2019