Klimaziele: Ist die Stadt Bern auf Kurs?

Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Und auch die Stadt Bern hat Klimaziele. Die Stadtverwaltung will bis 2025 ihre CO2-eq-Emissionen um 50% gegenüber 2008 senken. CO2-eq-Emissionen auf Stadtgebiet sollen ebenfalls bis 2035 gegenüber 2008 um 30% zurückgehen. Und mit dem Klimareglement kommen noch ambitionierte Vorgaben. Doch machen wir tatsächlich Fortschritt? Welche Hebel hat die Stadt in der Hand, und wo ist sie auf externe Akteure angewiesen?
Von Oscar Hughes

Die bereichsspezifischen Klimaziele betreffen Strom, Wärme und Mobilität. Aus Platzgründen gehe ich hier nur auf die Ziele für das Stadtgebiet ein, die Ziele für die Stadtverwaltung sind im Bericht separat aufgeführt. Im Bereich Wärme ist die Stadt dank Gebäudesanierungen und Heizungsersatz auf gutem Wege, das Ziel der Reduktion der Wärme um 15% und die Erhöhung des Anteils der Erneuerbaren auf 40% zu erreichen, allerdings sind diese Ziele zu wenig ambitioniert. Es wäre dringend notwendig, dass die Stadt Druck beim Kanton und beim Bund Druck ausübt. Sie hätten die notwendigen Kompetenzen, um eine Sanierungspflicht für Gebäude oder Austauschpflicht für Heizungen einzuführen.

Um die Energiewende zu schaffen, muss insgesamt weniger Energie und mehr Energie als Strom verbraucht werden. Da bekanntlich immer mehr Anwendungen elektrifiziert werden sollen, hat sich die Stadt kein Reduktionsziel für Strom gesetzt, der Verbrauch darf aber 2025 maximal 5% über den Wert von 2008 sein. Erfreulicherweise zeichnet(e) sich (auch vor der Pandemie) ein klarer Abwärtstrend ab, wobei die Gründe dafür nicht eindeutig sind. Besorgniserregend ist dahingegen, dass der Anteil erneuerbarer Energie sich gar nicht gemäss Ziel in Richtung 65% bewegt, sondern hartnäckig im 40-50%-Bereich bleibt. In seiner Antwort auf eine Anfrage des Grünen Bündnisses erklärt das Amt für Umweltschutz, dass dies im Wesentlichen darauf zurückzuführen ist, dass der lokale Stromanbieter seine Beteiligung an Atomkraftwerken nicht verkaufen kann, weil solche Investitionen für andere Käufer zu wenig attraktiv sind. Ausserdem kann die Stadt keine Solar- oder PV-Pflicht einführen, da es sich wieder um kantonale Kompetenzen handelt.

Im Bereich Mobilität sieht die Lage nicht besonders gut aus. Die Stadt hat sich das Ziel gesetzt, den Energieverbrauch pro Person um 45% zu reduzieren. Dazu ist sowohl ein grösserer Anteil Elektrofahrzeuge als auch eine Reduktion des motorisierten Individualverkehrs (MIV) notwendig. Leider fehlt eine zuverlässige Datengrundlage, um genaue Aussagen über Trends zu treffen, da zum Teil nationale und kantonale Datensätze verwendet wurden, die auf die Stadt abgerechnet wurden, aber es scheint unwahrscheinlich, dass dieses Ziel ohne weitere Massnahmen erreicht wird. Die Anzahl immatrikulierter Fahrzeuge ist in den letzten Jahren gestiegen. Nur wenige Prozent des gesamten Fahrzeugparks sind hybrid oder elektrisch. Ausserdem ist zwischen 2011 und 2019 gemäss der Datengrundlage der (mit ca. 20% vergleichsweise tiefe) Anteil des MIV an der Anzahl Arbeitswege leicht gestiegen, wobei die Anzahl gefahrener Kilometer gleichzeitig um ca. 20% zurückgegangen ist. Dass mehr Menschen mit dem Auto zur Arbeit fahren, aber insgesamt weniger Auto gefahren wird, ist jedoch kaum glaubwürdig und zeugt von der schlechten Qualität der Datengrundlage. Die Stadt handelt in verschiedenen Bereichen, um eine echte Mobilitätswende zu ermöglichen (Umbau von Infrastruktur, Förderung von City-Logistik und kombinierter Mobilität, Energieeffizienz bei Bernmobil), hat aber auch hier die entscheidenden Karten nicht in der Hand (z.B. Lenkungsabgaben, Verbote von fossilbetriebenen Fahrzeugen).