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ja!rgon Nr.6 - Dezember 2007
EditorJA!l
Der Winter ist da, Samichlousetag ist schon vorbei und Silvester naht. Damit
wird auch aufs alte JA!hr zurückgeschaut und fürs neue werden gute Vorsätze
gefasst.
Der Samichlous hat der JA! keine Rute gebracht – obwohl sie ja doch nicht so
ganz brav gewesen ist, hat er weise erkannt, dass es nicht die Aufgabe der
JA! ist, brav zu sein. Im Gegenteil, er hat sie sogar gelobt, weil sie ganz
unbrav immer wieder für gratis Veloparkplätze gekämpft, sich gegen
repressive Sauberkeitsmassnahmen eingesetzt, negative Folgen der
Globalisierung aufgezeigt und sich für alternative Jugendkultur stark
gemacht hat.
Die JA! ist eine basisdemokratische Gruppe ohne Vorstand. Damit sich
weiterhin wirklich alle engagieren können - auch ohne Mitgliederbeiträge zu
zahlen - hat der Samichlous festgehalten, dass die JA! ganz viele
Weihnachtsgeschenke braucht, damit sie so bleiben kann, wie sie ist...
Wer der JA! ein Geschenk machen will, kann uns Geld spenden, denn damit kann
die JA! Flyer drucken, Plakate gestalten, Transparente malen, den JA!rgon
produzieren oder Bastelmaterial für Aktionen und Unterschriftensammlungen
kaufen. Der Samichlous ruft deshalb alle auf, welche auch nächstes Jahr noch
eine JA! wollen, die nicht brav, sondern stachelig und konsequent ist, uns
ein Geschenk zu machen. Merci!
Rahel Ruch
Bahnhofreglement - Die JA! sagt NEIN!
Die JA! sagt NEIN! zu einer Privatisierung des öffentlichen Raums, wie sie
im Bahnhofreglement vorgesehen ist: Öffentlicher Raum darf nicht zugunsten
privatwirtschaftlicher Nutzung eingeschränkt werden! Das staatliche
Gewaltmonopol muss in staatlichen Händen und die Willkürfreiheit
gewährleistet bleiben. „Anders-Sein“ ist kein Grund, Menschen auszugrenzen!
Am 22. November 2007 hat der Stadtrat das neue Bahnhofsreglement mit 53:9
Stimmen (7 Enthaltungen) genehmigt. Damit folgt die städtische Politik wie
bereits in den vergangenen Jahren einer Symptombekämpfung, die jeder
Nachhaltigkeit entsagt.
Anstatt Menschen zu integrieren, werden sie durch scheinheilige politische
Massnahmen isoliert. Wer nicht in das Bild der durchschnittlichen
Gesellschaft passt, wird als Randständiger abgestempelt und vom Areal
gewiesen. Mit schwammigen Ausdrücken, wie z.B. „ungebührliches Verhalten“,
und einem Bettelverbot sollen diese Menschen aus den Augen der
BahnhofbesucherInnen verschwinden. Die „Störfaktoren“ sind damit aber nicht
beseitigt, sondern bloss verschoben und das Problem damit nicht gelöst. Auch
durch ein stadtweites Verbot wird das Problem nur verlagert und Armut in
unserem Land tabuisiert. Betteln kann Ausdruck eigener Meinung sein und ist
somit grundrechtlich geschützt. Bitten um Hilfe darf nicht verboten werden!
Mit Kaffees, Restaurants und einem Treffpunkt signalisiert das Bahnhofsareal
klar, dass der Bahnhof auch ein Begegnungsort ist. Trotzdem wird die
öffentliche Nutzung eingeschränkt, mit der Begründung, der Bahnhof sei ein
Durchgangsort. Gleichzeitig soll weiter privatisiert und die Ladenfläche
vergrössert werden – um den Durchgang zu erleichtern?!
Die Delegation von Sicherheitsaufgaben im öffentlichen Teil des Bahnhofs an
eine Privatfirma untergräbt das Gewaltmonopol unserer Demokratie.
In den letzten Jahren nahm die Anzahl privater Sicherheitskräfte im
öffentlichen Raum stets zu. Meh-rere Zeitungen berichteten von
unverhältnismässiger Gewalt privater Sicherheitsleute gegenüber Passanten
(z.B. BaslerZeitung vom 13.08.2007). Die Kompetenzen sind weder klar
geregelt noch sind sie dem Bürger bekannt. Dies erleichtert die
Willkürmöglichkeit der Sicherheitskräfte. Passanten trauen sich nicht
einzugreifen, weil sie die Kompetenzen des privaten Sicherheitspersonals
nicht kennen.
Bitte unterstützt uns und sendet das beigelegte Referendum „Bahnhofreglement
NEIN – Öffentlicher Raum für alle!“ mit möglichst vielen Unterschriften
zurück!
Lena Müller
Echte Alternative zum Wahlkampftheater 2007
15 Jahre kreative Politik und das erste mal eine Nationalratsliste – ein
Rückblick
Wahlkampftheater vom feinsten konnten wir im vergangenen Herbst erleben.
Meist alte, graue und blasse PolitikerInnen stellten sich zu Wahl und
versprachen einem in Hochglanzprospekten, dass alles gut werde, wenn sie
gewählt werden.
Die SVP machte vor nichts mehr halt und fuhr eine durchdachte,
menschenfeindliche Hetzkampagne gegen „kriminelle Ausländer“ sowie für „mehr
Sicherheit“ auf, welche unmengen Geld kostete. Die Medien spielten mit – und
die SVP hat gewonnen.
Immer mehr gilt: Wer bezahlt, wird gewählt. Gigantisch grosse APG-Plakate,
Versände in alle Haushalte, Inserate in allen Zeitungen bis zu abwinken,
egoistischer Personenwahlkampf ohne differenzierten Inhalt.
Dazu gab es in diesem Herbst eine Alternative: Zum ersten Mal kandidierten
junge AktivistInnen der Jungen Alternative JA! für den Nationalrat und zwar
auf einer gemeinsamen Liste mit den jungen grünen kanton bern.
Mit einem Low-Budget realisierten wir eine kreative und inhaltlich starke
Wahlzeitung und machten wie gewohnt Aktionspolitik auf der Strasse. Die
Liste erzeugte einen Achtungserfolg: 1.5 % WählerInnenanteil und 125‘031
Parteistimmen im ganzen Kanton. In der Stadt Bern waren es gar 3.7% der
WählerInnen, welche JA! wählten. Eine gute Voraussetzung für die
Stadtratswahlen 2008.
Eines ist klar, die JA! lässt sich nicht einschüchtern – weder von den
Nachwehen des 6. Oktobers noch vom Sauberkeitswahn, welcher in Bern nun
definitiv ausgebrochen ist. Die JA! kämpft im Stadtrat und auf der Strasse
für eine lebendige, farbenfrohe Stadt und öffentlichen Raum für alle!
Wir möchten an dieser Stelle allen danken, welche mit Köpfchen JA! gewählt
haben und sich nicht vom Wahlkampftheater beinflussen liessen.
Anne Wegmüller
Stimm- und Wahlrecht für Ausländerinnen und Ausländer
Anfangs des nächsten Jahres wird im Kanton Bern die Volksinitiative für ein
Stimm- und Wahlrecht für Ausländerinnen und Ausländer lanciert.
Der Grosse Rat hat am 16. Januar 2007 einmal mehr abgelehnt, den Gemeinden
die Autonomie zur Einführung eines Stimm- und Wahlrechts für Ausländerinnen
und Ausländer zu übertragen. Daraufhin haben verschiedene Parteien und
Gewerkschaften das Initiativkomitee „Zämä läbä, zämä stimmä“ gegründet. Ziel
ist es, das fakultative Stimm- und Wahlrecht für Ausländerinnen und
Ausländer auf kommunaler Ebene einzuführen.
Demokratie bedeutet, dass alle Menschen, welche von staatlichen
Entscheidungen betroffen sind, die Möglichkeit auf Mitbestimmung haben. Die
Realität im Kanton Bern sieht aber anders aus: Ausländerinnen und Ausländer,
welche schon seit Jahren in ihren Gemeinden leben, wird das Stimm- und
Wahlrecht verweigert.
Die Verfassung des Kanton Bern verunmöglicht es den Gemeinden, eigenständig
über die Einführung eines Stimm- und Wahlrechts für Ausländerinnen und
Ausländer zu entscheiden. Wer seit Jahren in der Schweiz lebt und hier
Steuern zahlt, hat ein Recht auf politische Mitbestimmung. Wenn wir
Ausländerinnen und Ausländer in unsere Gesellschaft integrieren wollen,
müssen wir bereit sein, gemeinsam über wichtige Themen zu entscheiden. Die
Nachbarkantone Freiburg, Neuenburg und Waadt haben das Stimm- und Wahlrecht
für Ausländerinnen und Ausländer bereits vor Jahren erfolgreich eingeführt.
Die JA! unterstützt die Initiative für ein gemeinsames Stimm- und Wahlrecht,
denn es geht nicht an, dass in einer Demokratie Menschen auf Grund ihrer
Herkunft vom politischen Geschehen ausgeschlossen werden.
Anja Brunner
Legale
Graffitiwände - zweiter Versuch!
Legale Graffitiwände fördern eine kreative Jugendkultur mit
Zukunftspotenzial. Die JA! lässt sich von der Absage des verstaubten
Gemeinderates nicht beindrucken und wagt einen zweiten Versuch.
Der Berner Stadtrat hat im Mai 2006 das Postulat der JA! für legale
Graffitiwände klar angenommen. Diese Forderung hat der Gemeinderat nun unter
fadenscheinigen Argumenten unter den Tisch gewischt. Er war nicht bereit
bestehende Wände frei zu geben, an welchen legal gesprayt werden kann.
Seinen unüberlegten Entscheid begründete der Gemeinderat damit, dass das
Bedürfnis nach legalen Graffitiwänden von Jungendlichen selber kommen müsse
und dass der finanzielle Aufwand zu gross sei. Dabei hat das Tiefbauamt der
Stadt Bern mehrere Standorte geprüft und folgende Flächen vorgeschlagen:
Monbijou-Brückenpfeiler hinter dem Marzilibad, die Autobahn-Lärmschutzwand
beim Freundenbergerplatz und die Personenunterführung
Ausserholligen/Bernstrasse.
Die JA! jedoch gibt nicht so schnell auf. Und wie es in der Politik so gang
und gäbe ist braucht es einen zweiten Versuch:
Im Umfeld der Jungen Altenative JA! wird eine Jugendmotion für legale
Graffitiwände lanciert. Um eine Jugendmotion einzureichen braucht es 40
Unterschriften von Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren.
In vielen grossen Städten der Schweiz und sogar in Ostermundigen gibt es
bereits solche Wände. Jugendliche können so ihre moderne Kunst ausüben, ohne
sich dabei strafbar zu machen. Durch legale Graffitiwände könnten auch
illegale Graffitis und Tags an Privatliegenschaften vermindert werden.
Wir sind gespannt, ob der Gemeinderat nach der Einreichung der Jugendmotion
einsieht, dass legale Graffitiwände auch in der Stadt Bern ein Bedürfnis
sind.
Basil Linder
ja!infos
Kultur- und Naturoase Paradisli versus
Luxuswohnungen
Seit einigen Monaten streiten sich der Verein Paradisli und die Stadt Bern
um die Nutzung des alten Bauernhauses an der Laubeggstrasse. Nun hat der
Verein Paradisli zumindest einen Teilerfolg erreicht.
Ende Juni wäre der Zwischennutzungsvertrag ausgelaufen, die BewohnerInnen
wollen das Haus jedoch bis zum definitiven Baubeginn nutzen.
Die Aufschiebung des Räumungsbefehls ermöglichte eine Diskussion im Berner
Stadtrat über die Petition „Paradisli bleibt!“. Im Anschluss an die
Diskussion hat sich der Stadtrat für eine Zwischennutzung bis zum Baubeginn
entschlossen.. Bleibt also abzuwarten, ob der Gemeinderat seinem
Versprechen, Zwischennutzungen zu ermöglichen, endlich Taten folgen lässt.
Der Entscheid der Baudirektion erfolgt ab März 2008.
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