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ja!rgon Nr.4 - August 2007
EditorJA!l
Im 15. Bestehungsjahr der Jungen Alternative macht sich die JA! neben dem
neuen Logo ein weiteres Geburtstagsgeschenk. Ein langer Entstehungsprozess
steht hinter dem neuen, frisch gedruckten Leporello, der alle möglichen
Menschen ansprechen soll, welche mehr über die JA! und ihre Ziele erfahren
möchten. Von der Idee, zum Layout bis hin zum Inhalt hausgemacht von der JA!
soll er vor allem auch neue junge, engagierte Menschen ansprechen, in der
JA! mitzupolitisieren.
Ein riesen Merci an Anja für die Grafikarbeit und ein herzliches Dankeschön
an Judith für die Fotos!
In der Beilage des JA!rgons findest Du übrigens einen der neuen Leporellos.
Und nicht vergessen, trotz des ungewohnten Formates des Einzahlungsscheines,
kannst Du der JA! damit einen kleinen Beitrag spenden...
Birgit Rosenkranz
Aufmarsch der „wahren“ SchweizerInnen
Der Sprengsatzanschlag auf das Antifafestival am 4. August ist nicht ein
einzeln anschaubarer Vorfall, sondern das Resultat des Zusammenspiels
zwischen wachsenden neofaschistischen Strukturen in der Schweiz und
konsequentem Wegschauen der restlichen BürgerInnen und PolitikerInnen.
4. August 2007, Grosse Halle der Reitschule Bern, kurz vor Mitternacht: Im
Konzertsaal wird ein verdächtiger Rucksack entdeckt. Nachdem der Rucksack
durch einen seitlichen Notausgang vor die Türe gelegt wird, explodiert
dieser kurz darauf mit einer vier bis fünf Meter hohen Flamme und es bildet
sich ein Feuerball von ungefähr neun Metern. Trotz diesem verheerenden
Vorfall reagieren weder die Polizei noch die städtischen Behörden mit
grossem Aufsehen. Der Vorfall wird eher unter vorgehaltener Hand
herumerzählt und gerät alsbald in Vergessenheit.
Doch dieser Anschlag muss ganz klar als ernsthaft eingestuft werden, ist er
doch in seiner Art ganz und gar nicht einzigartig! Denn bereits am 1. August
2007 explodierte nach dem Festakt auf der Rütliwiese ein ähnlicher
Sprengsatz.
Diese beiden Ereignisse zeigen, dass es offenbar in der Schweiz militante
neofaschistische Strukturen gibt, welche sowohl über die erforderlichen
Fähigkeiten und die notwendige Logistik für die Durchführung solcher
menschengefährdenden Anschläge verfügen.
Es ist klar, dass zu solchen Strukturen nicht nur die militanten
Gruppierungen gehören, denn diese sind auf – oftmals weitgehend
institutionalisierte – neofaschistische Gruppierungen und Parteien wie die
PNOS angewiesen. Dies wird durch einen Bericht der Rundschau vom 25.7.2007
bestätigt: Die Verbindungen zwischen der „gewalttätigen» rechten Szene und
der institutionalisierten rechts-extremen Parteien könnten nicht enger sein,
in den meisten Fällen gibt es sogar personelle Überschneidungen. So
kandidierte der Sänger der rechtsextremenen Band „Indiziert» – deren
Mitglieder mehrere Male wegen Körperverletzung, Rassendiskrimierung und
anderen Delikten angezeigt wurden – bei den Berner Grossratswahlen 2006.
Zudem gibt die stellvertretende Vorsitzende der PNOS, Denise Friederich, in
einem Interview zu, in engem Kontakt zur Skinszene zu stehen. Von den Skins
als Kampftruppe der PNOS will sie aber selbstverständlich nichts wissen.
Doch, was noch viel bedenklicher stimmt als die obenstehenden Entwicklungen,
sind die hartnäckigen Beteuerungen der Schweizer Behörden, dass rechte
Gewalt nur eine Randerscheinung ist und dass die Gefahr, die von
neofaschistischen Gruppierungen ausgeht, vernachlässigbar sei. Und warum
verschliesst die Polizei immer wieder die Augen, wenn es um die Verhinderung
von Konzerten rechtsextremer Bands geht?
Diese scheinheiligen Reaktionen zeigen, dass wir nicht auf das Handeln der
Behörden warten dürfen, sondern selber aktiv werden müssen. Gehen wir also
raus auf die Strassen, demonstrieren wir gegen rechtsextremistisches
Gedankengut – wie Rassismus und Sexismus – und informieren wir über die
Hintergründe rechtsextremer Personen und rechter KandidatInnen!
Lea Bill
Weitere Infos:
http://www.antifa.ch/Texte/051222ww.shtml (Interview der Weltwoche vom
22.12.2005 mit Denise Friederich)
http://www.antifa.ch/Texte/060719ann.shtml (Artikel der Annabelle über die
Rolle der Frauen in der rechtsextremen Szene)
Harter Kampf für eine echte Velostadt
Fast alle politischen Gruppierungen haben sich mit dem Bau von teuren
kostenpflichtigen Velostationen und dem Abbau von Gratis-Veloparkplätzen in
der Berner Innenstadt abgefunden. Die JA! bleibt hartnäckig und steht für
Nicht-Luxus-Velos mit BesitzerInnen ohne viel Geld im Portemonnaie ein.
Wer momentan sein Velo in der Nähe des Bahnhofs abstellen will, braucht
starke Nerven und viel Geduld:
Wer früh aufsteht, schafft es noch ein Plätzchen in den nicht all zu weit
vom Bahnhof entfernten „Veloinseln“ zu erhaschen. Doch weil die Stadt viel
zu wenig Platz für alle Drahtesel zur Verfügung stellt, hat das Personal der
gegenüberliegenden Velostation die Aufgabe, die Velos wie Sardinen in der
Dose zusammenzupferchen. So wird es mit der Zeit zwangsläufig zur
zeitaufwändigen Herausforderung die Veloinsel mit dem eigenen Fahrrad heil
zu verlassen.
Doch auch in einem Jahr – nach der Umbauphase des Bahnhofplatzes – kommen
keine rosige Zeiten auf uns VelofahrerInnen zu:
Auf dem ganzen Bahnhofplatz wird kein einziger Gratis-Veloparkplatz mehr zu
finden sein. Das kontinuierliche Verschwinden von Gratis-Veloparkplätzen in
unmittelbarer Nähe des Bahnhofs schreckt vor der Nutzung des Velos ab.
Erklärte Ziele der Stadt Bern sind die Attraktivierung des Angebots für das
umweltfreundliche Verkehrsmittel Velo, sowie die Erhöhung der Zahl von
Velofahrenden und damit ÖV-NutzerInnen. Diese werden nur erreicht, wenn
konkrete Massnahmen, wie ausreichend Gratis-Veloparkplätze und sichere
Verkehrsführungen für Velofahrende, realisiert werden. Und dies auch während
und nach der Umbauphase des Bahnhofplatzes!
Die JA! hat diesen Sommer 2000 Protest-Postkarten für die Verbesserung der
Velosituation in der Berner Innenstadt verteilt. Davon sind über 200 an die
JA! zurückgeschickt worden. Das ist eine Rücklaufquote von rund 10%, was
zeigt, dass die Berner Bevölkerung mit der Velosituation unzufrieden ist und
Verbesserungen im Sinne der JA! unterstützt.
Klar ist, dass sich die JA!, nicht wie alle anderen, von noblen und teuren
Velostationen und überflüssigen Veloparkordnungen in die Flucht schlagen
lassen wird und hartnäckig bleibt! Viva la Velorution!
Anne Wegmüller
Seid schwarze Schafe!
Die neuste rassistische Kampagne der SVP ist nicht zu übersehen. An jeder
Ecke hängen Plakate, auf denen ein schwarzes Schaf von weissen Schafen aus
der Schweiz gekickt wird. Widerstand ist nötig!
Wieder einmal ist es so weit: die National- und Ständeratswahlen stehen vor
der Tür. Einmal mehr sind AusländerInnen die Sündenböcke, diesmal in Gestalt
von schwarzen Schafen. Als Wahlkampagne hat die SVP die so genannte
Ausschaffungsinitiative lanciert. Mit undifferenzierten Statistiken und
rassistischen Plakaten erzählen sie uns erneut die Geschichte vom „bösen
kriminellen Ausländer“, welcher angeblich „unser Eigentum, unsere Gesundheit
und unser Leben“ bedroht, und deshalb ausgeschafft werden muss.
Nebst Plakaten und Inseraten in allen Tageszeitungen nahm sich die SVP auch
noch die Frechheit heraus am vergangenen 1. August ein Schreiben mit
Initiativbogen in alle Schweizer Haushalte zu verschicken. Prompt haben
verschieden Gruppierungen dazu aufgerufen, die Unterschriftenbögen
unfrankiert und leer zurückzuschicken. Wir freuen uns, dass es die SVP nach
diesem Streich viel Geld und Nerven kosten wird, all die falsch
unterschriebenen und leer zurück gesendeten Bögen auszusortieren!
Als wäre das noch nicht genug haben sie sich auch noch einen Scherz erlaubt:
In der Schafherde liegt neuerdings ein totes weisses Schaf mit einem Messer
im Bauch. Nach dieser geschmackslosen Weiterentwicklung freut sich die JA!
über den kürzlich gesichteten SVP Kleber (siehe unten). Glücklicherweise
sind der SVP bei der Gestaltung ein paar Fehler unterlaufen. Wer da wohl
dahinter steckt?
Die Reaktionen auf die rassistischen Plakate sind vielfältig. In allen
Städten gibt es Gruppierungen, die sich mit kreativen Aktionen gegen die
fremdenfeindliche Politik der SVP wehren. Deswegen, werde auch du zum
schwarzen Schaf und lass deiner Kreativität freien Lauf…!
Rahel Aellig und Anja Brunner
Betteln erlaubt – öffentlicher Raum gehört allen!
Der Gemeinderat will ein Bettelverbot im Bahnhof, die SVP will eines im
ganzen Kanton. Repression und Einschränkungen im öffentlichen Raum nehmen
immer mehr zu.
Wenn es nach dem Berner Gemeinderat geht, wird der Berner Bahnhof bald zu
einer Bettelverbots-Zone. Mit der Einführung des Bahnhofreglements soll im
städtischen Teil des Bahnhofes Betteln verboten werden. Doch nicht genug:
die SVP fordert die Wiedereinführung des Bettelverbotes im ganzen
Kantonsgebiet. Das SVP-Argument, dass es in der Schweiz für niemanden
notwenig sei zu betteln, widerspricht der Realität in höchstem Ausmass. Die
Existenz von BettlerInnen – welche entgegen der Behauptung der SVP
grösstenteils SchweizerInnen sind – ist eine Tatsache, die nicht einfach
ignoriert werden kann und die Problemlösungen und keine Verbote fordert. Wir
verurteilen, dass Menschen, die nicht einer gehobenen sozialen Norm
entsprechen, ausgegrenzt werden und ihre Rechte und Anliegen als zweitrangig
betrachtet werden.
Ein Bettelverbot ist eine Massnahme, welche keine Probleme löst, sondern die
gemeinderätliche „Aus-den-Augen-aus-dem-Sinn-Politik“ weiterzieht, denn
damit werden Menschen stigmatisiert und ausgegrenzt. Es ist höchste Zeit,
dass der Gemeinderat endlich echte und soziale Problemlösungsmassnahmen in
Angriff nimmt, statt sich hinter bürgerlichen Sauberkeitswahn und
unmenschliche Vertreibungspolitik zu stellen!
Als wäre das alles nicht genug, plant der Gemeinderat für alle öffentlichen
Pärke eine repressive Parkordnung ins Leben zu rufen. Die JA! wehrt sich
gegen die behördliche Abschaffung von Freiraum!
Petition „Der Bahnhof gehört allen» jetzt unterschreiben unter
www.jungealternative.ch
Anja Brunner
ja!infos
GSoA-Initiative eingereicht!
Die JA! gratuliert der GSoA zur Initiative „Für ein Verbot von
Kriegsmaterial-Exporten“, welche zu Stande gekommen ist. In den letzten 13
Monaten sammelten AktivistInnen rund 130‘000 Unterschriften. Auch JA!
AktivistInnen waren regelmässig für die Initiative auf der Strasse.
Die weltweite Aufrüstungswelle, die jüngsten Rüstungsgeschäfte der Schweiz
mit Saudi-Arabien und Pakistan, der USA mit ihren Nahost-Partnern,
Frankreichs mit Libyen wie auch die deutsche Diskussion über die Beteiligung
am Afghanistan-Krieg haben die Bedeutung und die Akzeptanz der
Volksinitiative zusätzlich erhöht.
Stopp-Offroader-Initiative unterschreiben!
Die JA! unterstützt die Stopp-Offroader-Initiative, welche die Jungen Grünen
auf nationaler Ebene lanciert haben. Die Initiative bremst die
Klimaerwärmung, schützt Velofahrende, FussängerInnen und Kinder, stoppt die
Aufrüstung auf der Strasse, ermöglicht das 1-Liter-Auto, reduziert die
Luftverschmutzung und ist trotzdem verhältnismässig. Bitte unterschreiben
und zurückschicken. Danke!
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