ja!rgon Nr.1 - März 2007
EditorJA!l
Die Junge Alternative JA! feiert dieses Jahr ihren 15. Geburtstag. 15 Jahre
konsequente, bewegte, aktionistische, gewagte, pointierte, fundierte,
engagierte und freche Politik, welche immer wieder für frischen Wind und
nicht selten auch für rote Köpfe gesorgt hat! Das gibt mindestens 15 gute
Gründe zum Feiern. Am 13. Mai 2007 sind alle ehemaligen und jetzigen
AktivistInnen sowie FreundInnen und SympathisantInnen der JA! eingeladen zum
Geburi-Essen im Sous le pont der Reitschule (siehe Beilage).
Pünktlich zum Geburtstag erscheint die JA! im neuen Kleid. Nach nächtelangen
Diskussionen und etlichen Vorschlägen von kreativen JA!AktivistInnen, bzw.
der AG Design ;-) ist es nun da: das neue freche JA!Logo mit Klecks! Selbst
gedacht und selbst gemacht... Für die unermüdliche
Arbeit einen herzlichen Dank an Anja, Claudia, Birgit und Andreas.
Anne Wegmüller
Gas- oder Atomkraft? Zweimal Einbahn!
Nahezu ausweglos scheint das Dilemma: Wollen wir nun Gaskraftwerke, trotz
Kyoto, Treibhauseffekt und dahinschmelzenden Gletschern? Oder wollen wir
neue AKWs, trotz Endlagerungsproblemen, trotz Leukämie und geschädigtem
genetischen Material bei Lebewesen?
Beide Technologien, Gaskraft und Atomspaltung, bergen ihre Risiken. Bei der
einen Art Strom zu produzieren wird mehr CO2 freigesetzt, bei der anderen
kann ein Super-GAU nicht ausgeschlossen werden. Entweder werden wir und
zukünftige Generationen gefährdet durch Stürme und Hochwasser, oder durch
radioaktiv verseuchte Gebiete. Was wollen wir lieber? Was ist eigentlich
billiger? Und warum will keine Versicherung der Welt ein Atomkraftwerk
versichern?
Wer profitiert von neuen Atomkraftwerken, und wer schlägt Gewinn aus
verkauftem Erdgas? Gibt es eigentlich fair gehandeltes Uran? Können wir
diese Fragen beantworten und sind wir überhaupt fähig, die Konsequenzen zu
tragen?
Eine Gemeinsamkeit gibt es aber bei beiden Technologien: Sowohl Uran, wie
auch Erdgas müssen wir aus dem Ausland beziehen und beides sind begrenzte
Rohstoffe, bei welchen die Energiegewinnungsarten zentralisiert werden
müssten. Das heisst, beim Stromtransport in die Haushalte geht bereits ein
Teil verloren und bei einer Panne in einem Kraftwerk oder einer Leitung
kommt es zu weitflächigen Problemen. Beide Varianten scheinen auf den ersten
Blick zwar effizient, sind jedoch nicht zukunftsfähig. Und nebenbei
profitieren davon nur wenige InvestorInnen. Was müssen wir tun, wenn wir
unabhängig und sicher Strom benutzen wollen? Damit wir uns nicht zu fürchten
brauchen vor Engpässen, Lichtaus-, Stromweg- und Allesdunkel-Szenarien?
Eine Lösung wäre eine dezentrale Stromversorgung, zusammengesetzt aus vielen
kleinen, nachhaltigen Komponenten. Die Solaranlage auf dem Dach reicht bei
heutiger Technik und Ansprüchen nicht aus, um einen Haushalt mit Strom und
warmem Wasser zu versorgen. Aber reicht sie auch zusammen mit einer
Wärme-Kraft-Koppelung im Keller, einem Cheminée im Wohnzimmer, Windrädern im
Jura und all den Wasserkraftwerken der Schweiz nicht aus? Vielleicht nicht,
aber dann können wir immer noch die Geräte ausschalten, die im Stanby-Modus
laufen und die Hometrainer der Fitnessstudios an Generatoren anschliessen
und die bestehenden nachhaltigen Technologien verbessern.
Seien wir ein bisschen progressiv! Bis sich Sonne, Wind und nachwachsendes
Holz erschöpfen, fliesst noch viel Wasser die Aare ab. Eins ist klar: Bis
sich im Streit um begrenzte Ressourcen alle die Köpfe einschlagen und (noch
mehr) Kriege führen, wollen wir nicht warten!
Iris Balmer
Non Profit geil
Am 11. März 2007 stimmt das Volk über die Initiative „für eine soziale
Einheitskrankenkasse“ ab. Die Initiative verlangt für die Grund-versicherung
eine einzige Kasse und will die Prämien in der Grundversicherung nach der
wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Versicherten festlegen.
Gemäss Gesetz dürfen die Krankenkassen mit der obligatorischen
Grundversicherung keine Gewinne erzielen. Da die Einheitskasse nur die
Grundversicherung abdecken wird, müssten die Kassen doch eigentlich auf der
Gewinnerseite stehen. Die lukrativen Zusatzversicherungen könnten sie ja
immer noch anbieten und damit mächtig Geld scheffeln. Ihre Bilanz würde
sogar noch besser, da alle störenden Kosten für die Grundversicherung
wegfallen werden.
Wo liegt also der Grund für die heftige Gegenwehr? Warum haben sie das
Nullsummenspiel mit der Grundversicherung so sehr lieb gewonnen? Verdienen
sie etwa doch noch einige gute Rappen mit unseren Grundversicherungsprämien?
Genau. Obwohl die Grundversicherung nämlich eine sehr gute Versorgung
bietet, haben mindestens 80 Prozent aller Versicherten eine
Zusatzversicherung abgeschlossen. Vorwiegend werden Grund- und
Zusatzversicherung bei der gleichen Kasse abgeschlossen. Viele Versicherte
in der Grundversicherung bedeutet also mehr Geld im Geschäft mit den
Zusatzversicherungen. Der wahre Grund für die Contraposition der Kassen ist
also rein egoistischer Natur. Mit der Einheitskasse würde ihnen die
Möglichkeit entfallen, über die Grundversicherung KundInnen zu ködern. Sie
wären gezwungen, beim offenen Wettbewerb um Zusatzversicherungen mit zu
machen. Die Kassen könnten sich nicht mehr hinter ihrem Pseudowettbewerb
verstecken und wären gänzlich der Marktmacht der KundInnen ausgesetzt.
Die Junge Alternative JA! lehnt den heutigen Pseudowettbewerb ab. Die JA!
ist für einkommens- und vermögensgerechte Prämien und wirksame Massnahmen
zur Gesundheitsförderung und Vorsorge – für eine soziale Einheitskasse.
Miro Luginbühl
Weltsozialforum Kenia, WEF Davos & G8 Heiligendamm
Die globalisierungskritische Bewegung; wo steht sie im Moment? Das WEF und
damit auch das Weltsozialforum 07 sind vorbei, G8 in Heiligendamm steht
schon bald vor der Tür. Ein Rück- und Ausblick auf die Ereignisse.
Die Medienresonanz fiel minimal aus, wenn es darum ging etwas über das
Weltsozialforum, welches dieses Jahr in Kenia stattfand zu berichten.
Vereinzelte Artikel sind erschienen, in welchen ganz grundsätzlich der Sinn
solcher Sozialforen angezweifelt wurde. Der grösste Vorwurf ist, dass die
Wirkungskraft solcher Veranstaltungen auf der Strecke bleibe. Dass weder
eine global vernetzte Alternative aufgebaut wird, noch das WEF oder die
daran Teilnehmenden in ihren Strategien wirklich beeinflusst werden können.
Diese Vorwürfe mögen ja teils begründet sein, doch geht es bei einem
Sozialforum nicht vielmehr darum, sich zu vernetzen, sich über Alternativen
und Ideen auszutauschen, welche so Stärkung und Weiterverbreitung finden?
Gegen das WEF in Davos gab es dieses Jahr wieder, wie schon in den Jahren
zuvor, fantasievollen, kreativen und vielseitigen Widerstand. Genau dieser
hat im Januar 2007 wieder in Davos stattgefunden. An allen Ecken und Plätzen
gab es kreative, friedliche Aktionen. Und trotzdem oder gerade deshalb hat
die breite Öffentlichkeit davon kaum etwas mitbekommen. Friedlichbunte
Kleinaktionen machen sich auf Titelseiten bekanntlicherweise viel schlechter
als randalierende Jugendliche.
Dem Widerstand gegen den G8 Gipfel ist zu wünschen, dass er fruchtet, ohne
dass es gleich zu polizeilichen Provokationen und Auseinandersetzungen mit
AktivistInnen kommt. Die Chancen stehen recht gut, denn der Widerstand ist
breit abgestützt; es beteiligen sich neben den verschiedensten linken
Gruppen und Bewegungen auch viele kirchliche Organisationen. Geplant sind
die Europamärsche, das G8 Camp, Workshops und Konzerte, Blockaden und
Demonstrationen, vor Ort und in vielen anderen Städten. Der ganze
Widerstand, alle Veranstaltungen, alle Aktivitäten zusammen werden der
breiten Öffentlichkeit einen Anlass geben über die Zusammenhänge von Kapital
und Mensch, zwischen Nord und Süd, zwischen Arm und Reich nachzudenken und
diese Gedanken auch ein bisschen in den Alltag zu integrieren. Zu hoffen
wäre, dass die Öffentlichkeit diesen Anlass auch nutzen wird, um
Alternativen zur kapitalistischen Weltordnung aufzuzeigen.
Claudia Dutler
Lisa Simpson würde JA!-fpl wählen und sie wäre damit nicht allein.
Mit einem erfrischend engagierten und witzigen Wahlkampf, sowie klar linken
Inhalten ist es dem Uniableger der JA! gelungen zu den GewinnerInnen der
Uniwahlen zu gehören.
Jedes zweite Jahr wird an der Uni Bern der StudentInnenrat (SR) gewählt. Der
SR ist das höchste Organ der StudentInnenschaft (SUB), er wählt den
Vorstand, setzt die politischen Positionen fest und genehmigt das Budget
(dieses umfasst immerhin knapp 700‘000 CHF).
Nachdem die Linke vor zwei Jahren WählerInnenanteile und Sitze an den
jungfreisinn und den Ableger der Bibelgruppe (Wolke7) verloren hat, gab es
eine schwierige Legislatur, ohne klare Mehrheitsverhältnisse. Die
SUB-Politik wurde massgebend von den selbsternannten Mitteparteien (Tux und
OP) gestaltet. Die Unigruppe der JA!, welche den Zusatz „frauenpowerliste“
führt, stand vor der Herausforderung, Mehrheiten für linke Unipolitik zu
organisieren und neue Leute von einem Engagement in der Unipolitik zu
überzeugen. Dies ist gelungen und die unabhängige, linke Plattform an der
Uni Bern blieb erhalten.
Diese kleine, motivierte Gruppe legte einen Wahlkampf hin, der selbst die
politischen GegnerInnen beeindruckte. Ein JA!-fpl Plakat hängt heute in der
WG eines Mitglieds der Wolke7, ein anderes wurde gar durch die
SozialdemokratInnen mit einem Gegenplakat beantwortet. Indem die JA!-fpl
prominente FürsprecherInnen für sich gewinnen konnte (Lisa Simpson, Pippi
Langstrumpf, Simone de Beauvoir, Jedimeister Joda und Karl Marx), gelang es
ihr, ihre cleveren, frechen, feministischen, nachhaltigen und sozialen
Anliegen auf sympathische Weise zu vermitteln. Das Resultat war ein
Sitzgewinn und neu fünf Stimmen, zusammen mit dem Sozialdemokratischen
Forum, das ebenfalls zugelegt hat, kommt die Linke neu auf 19 der 40 Sitze
im SR. In Zukunft wird es also einfacher sein, linke Anliegen innerhalb der
SUB durchzubringen und die SUB damit zu einer schlagkräftigen Vertretung der
Studierenden zu machen.
Sämi Durrer
ja!infos
Velos auf dem neuen Bahnhofplatz
Wer schon mal Velo gefahren ist, weiss, dass irgendwann einmal das Bedürfnis
eintritt (bei einigen früher, bei anderen später) vom Velo abzusteigen und
das Velo abzustellen um den weitern Geschäften zu Fuss oder mit dem öV
nachzugehen. Um das Velo abzustellen braucht es Platz, das geben wir
vorbehaltslos zu. Nicht so viel, wie für ein Auto und erst recht nicht so
viel, wie für einen Offroader, aber es braucht Platz. Laut Gemeinderat sind
es täglich 2500 Pendlerinnen und Pendler, die ihr Velo beim Bahnhof
abzustellen gedenken. Hinzu kommt, dass sich die meisten Velofahrenden einen
kostenlosen Parkplatz wünschen, der sich auch möglichst nicht weiter als
fünf Minuten Fussweg vom Bahnhof befindet. Nicht nur in der von Stress
geprägten Welt ist dieser Wunsch legitim, vor allem im Angesicht der
umweltpolitischen Situation ist dieser Wunsch zu unterstützen und von einer
rot-grün regierten Stadt anzustreben.
Ab sofort gibt es beim Nordeingang des Bahnhofs nur noch die provisorisch
eingerichteten Veloabstellplätze entlang des Bollwerks und die
kostenpflichtige Velostation, alle anderen Veloabstellplätze werden während
des Umbaus entfernt.
Die JA! wehrt sich gegen den schleichenden Abbau von gratis
Veloabstellplätzen rund um den Bahnhof während und nach der Umbauphase des
Bahnhofplatzes.
Nationalratswahlen 2007
Die Junge Alternative JA! kandidiert auf einer gemeinsamen Liste mit den neu
gegründeten Jungen Grünen Kanton Bern für die Nationalratswahlen 2007. Elf
KandidatInnen der JA!, welche sich aktiv für soziale, feministische und
nachhaltige Anliegen einsetzen, bieten also eine klare Alternative zu den
vielen grauen Herren und (einigen) Damen, welche sich mit teilweise plumpem
persönlichem Wahlkampf zur Schau, äh Wahl, (auf)stellen. Also am 21. Oktober
2007 die JA!-Liste in die Urne werfen...
Gründung junge grüne kanton bern
Am 15. März ist es soweit: Die Jungen Grünen Kanton Bern werden gegründet.
Die Junge Alternative JA! ist gespannt, wie sich die Jungen Grünen Kanton
Bern in die kantonale Politik einmischen werden. Die fünfzehnjährige JA!
versteht sich ganz klar als junge, alternative, soziale und grüne Kraft in
der Stadt Bern und wird sich in nächster Zeit punktuell in die neue Struktur
der Jungen Grünen Kanton Bern einbringen.
|