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ja!rgon Nr. 4 - August 2006
Verschärfungen um jeden Preis? 2x NEIN zum Asyl- und AusländerInnengesetz
Der Wettlauf um die härteste Asyl- und Ausländerpraxis hat europaweit schon
längst begonnen, nun soll die Schweiz das Rennen für sich entscheiden.
Das Plakat hängt gross über der Strasse: Missbrauch stoppen – Asyl- und
Ausländergesetz 2x JA. Die Worte sind einfach, die Aussage klar verständlich
und das Überzeugungspotential bei Schlechtinformierten gross. Denn, wer will
schon nicht den Missbrauch stoppen?
Seit Jahren sind Verschärfungen in der Asyl- und Ausländerpolitik eine
allgegenwärtige Tendenz: Die EU-Länder befinden sich in einem ständigen
Konkurrenzkampf um die härteste Asyl- und Ausländerpraxis und die Schweiz
steht ihnen in keinster Weise nach. Bei diesem Seilziehen geht es fast
ausschliesslich um harte Interesssenpolitik: Nicht die Bedürfnisse der
Asylsuchenden und AusländerInnen stehen im Mittelpunkt, sondern der Schutz
der einheimischen Bevölkerung.
Mit einer solchen Praxis wird ein nicht unheblicher Teil unserer
Gesellschaft ständig schikaniert und diskriminiert. So als ob Asylsuchende
und AusländerInnen Menschen zweiter (oder sogar dritter) Klasse sind und
deshalb ihre Grundrechte nicht eingehalten werden müssen und ihre
Bedürfnisse ruhig ignoriert werden können.
Mit dem neuen Ausländergesetz (AuG) und der Asylgesetzrevision (AsylG-Revision)
gehen die Schikanen und Diskriminierungen nun sogar noch einen Schritt
weiter indem auch unter den Asylsuchenden und AusländerInnen
Klasseneinteilungen gemacht werden.
So werden den AusländerInnen aus Nicht-EU-Ländern nach dem AuG
unverhältnismässige und unnötige Steine in den Weg gelegt: Die
Fremdenpolizei kann beispielsweise auch nach 10-jähriger Aufenthaltsdauer
einer Nicht-EU-Bürgerin einen Umzug in einen anderen Kanton verbieten. Ein
weiteres Beispiel ist die Ungleichbehandlung beim Familiennachzug: Während
Kinder von EU-BürgerInnen auch nach Jahren problemlos nachziehen können,
muss der Nachzug bei Kinder aus Nicht-EU-Ländern z.T. bereits nach einem
Jahr erfolgen. Dies ist insofern schwierig, als dass die Eltern stabile
Wohn- und Einkommensverhältnisse vorzeigen müssen. Was die beiden Beispiele
vor allem zeigen, ist das ausgeprägte Ausgeliefertsein der AusländerInnen;
ihre Zukunft ist vom Ermessen der Schweizer Behörden abhängig.
Und die Veränderungen im Rahmen der AsylG-Revision sind keineswegs
verhältnismässiger: Asylsuchende, welche nicht innerhalb von 48 Stunden
Identitätspapiere vorweisen können, werden aus dem Asylverfahren
ausgeschlossen. Im Asylverfahren selbst gehen die Schikanen und
Diskriminierungen weiter: So betragen Beschwerdefristen bei Fehlentscheiden
z.T. nur fünf Tage; auch darf die Polizei jederzeit ohne richterliche
Erlaubnis Wohnungen von Flüchtlingen durchsuchen. Diese Beispiele zeigen
ganz klar, dass mit der AslylG-Revision Asylsuchende nicht als
Schutzbedürftige, sondern als potentiell Kriminelle eingestuft werden.
Hören wir also auf, die humanitäre Tradition der Schweiz emporzuheben und
schauen wir den heutigen Realitäten ins Auge: Die Schweiz ist im Begriff
eine bereits harte Asyl- und Ausländerpraxis zur europaweit schärfsten
aufzurüsten. Bei solchen Veränderungen können wir nicht einfach tatenlos
zusehen und müssen zumindest am 24. September 2x NEIN in die Urne legen!
Mehr Infos unter:
www.jungealternative.ch
Lea Bill
Eine saubere Lösung für ein dreckiges Geschäft!
Exporte von Panzerhaubitzen in die Vereinigten Arabischen Emirate,
Lieferungen von militärischen Trainingsflugzeugen ins Bürgerkriegland Tschad
oder Verkauf von Schweizer Raketen und Handgranaten in die USA – um solche
und andere skandalösen Geschäfte zu stoppen gibt es einen Weg: Die
Initiative „für ein Verbot von Kriegsmaterial-Exporten“ jetzt
unterschreiben!
Die Schweiz exportiert nicht nur Schokolade und Käse sondern auch tödliche
Güter: Waffen und Kriegsmaterial. Zwischen 2003 und 2005 exportierte die
Schweiz Kriegsmaterial im Wert von 1.04 Milliarden Franken. 78% der
Lieferungen gingen an Staaten, welche sich am so genannten „Krieg gegen
Terror“ in Afghanistan und/oder im Irak beteiligen. Doch unter den
Empfängerstaaten sind auch Entwicklungsländer und Krisenregionen, zum
Beispiel Botswana oder aktuell auch der Tschad.
Schweizer Waffenfirmen heissen RUAG, Mowag, Oerlikon Contraves, oder
Pilatuswerke und sie exportieren Cluster-Bomben (Granaten, welche sich im
Flug in kleine Splitter aufteilen), militärische Trainingsflugzeuge,
Schützenpanzer, Handgranaten und verschiedenste Arten von Munition.
Ausserdem ist die Schweiz die zweigrösste Produzentin von
Kleinwaffenmunition. Es ist also falsch zu sagen, dass die Waffenexporte aus
der Schweiz keine Rolle spielen würden.
Seit dem 27. Juni 2006 läuft deshalb die Initiative „für ein Verbot von
Kriegsmaterial-Exporten“, lanciert von einem breiten friedenspolitischen
Bündnis. Selbstverständlich ist auch die JA! mit von der Partie um gegen das
Geschäft mit dem Tod zu kämpfen. In Bern sammelt die JA! Unterschriften
zusammen mit der Gruppe für eine Schweiz ohne Armee GSoA, der
Hauptinitiantin der Initiative. Wer dabei mithelfen möchte, Unterschriften
zu sammeln, meldet sich am besten bei rahel.ruch@jungealternative.ch um die
Sammeldaten in Erfahrung zu bringen. Es ist auch möglich Unterschriftenbögen
und anderes Material auf www.kriegsmaterial.ch zu bestellen.
Rahel Ruch
Die JA! Im neuen Kleid
Schritt für Schritt zu einem neuen Logo und dazu gleich noch eine originelle
Infobroschüre über die JA!
Unglaublich, was da nicht alles drin steckt in so einem neuen Logo. Was
wollen wir aussagen? Wie wollen wir uns positionieren? Wie uns darstellen
und wahrgenommen werden? Wie grenzen wir uns ab?
Nächtelange Diskussionen brachten zwar einen kreativen Vorschlag nach dem
anderen hervor, doch jeder glanzreiche Vorschlag hatte auch seine
Schattenseiten. Ist da noch Bewegung drin? Ist die Schrift lesbar? Erkennt
man die JA! darin wieder? Ist eine Logofrau dann doch zu feministisch? Was
ist überhaupt ein Logo? Wirkt es wie eine Werbung für einen Jugendclub oder
eine Wandergruppe? Wie wirkt es auf einem Briefkopf? Können wir die Form auf
ein Transpi malen?
So viel sei verraten, alle diese Fragen konnten wir noch nicht befriedigend
beantworten, und doch, die Logovorschläge werden immer brauchbarer... wir
bleiben dran!
Als es im Frühling plötzlich grün wurde und alles spross und spriesste,
spross und spriessten auch bei der JA! so einiges an Ideen! Eine faltbare,
nachhaltige, neu designte, ansprechende und mit einem Einzahlungsschein
versehene Infobroschüre sollte her. Und was braucht es, damit etwas Wirkung
hat? Genau! Fotos!!! Zum Glück gibt es dafür richtig gute Profis (Wenn ja
schon der Rest des Leporellos von der AG Design mit guten Absichten, aber
doch recht laienhaft zusammen gebastelt wird...). Aber zurück zu denen, die
es wirklich können; in unserm Fall; Judith Schönenberger, schlicht (www.)
diefotografin.ch. Zwei Nachmittage lang zog sie mit uns durch Bern: Für
Freiräume kletterten wir auf Bäume, für Gleichstellung legten wir uns auf
die Strasse und unsere Schuhe machten sich für uns auf den Weg ins
Rathaus.....
Von den daraus entstandenen Fotos sind wir begeistert, vielen Dank Judith!
Wieso dann jetzt der neue Leporello noch nicht dem JA!rgon beiliegt? Wir
brauchen noch genau die richtige Schrift, die passende Bildgrösse, mehr oder
weniger Orange, das beste Faltsystem, einen quadratischen Einzahlungsschein
und nicht zuletzt eben das neue Logo!
Wir hoffen nun sehr, dass das nächste JA!rgon schon im neuen Gewand
erscheinen wird, doch wer weiss was es nicht noch alles zu berücksichtigen
gibt.
Claudia Dutler und Anja Brunner
Die Rücksicht auf das Recht des anderen - das ist der Friede
Benito Juárez García (1806-72), mexikan. Politiker
Unter dem Motto "NEIN zum Krieg im Nahen Osten!" und "STOPP der
militärischen Zusammenarbeit Schweiz - Israel" hat am Samstag 29. Juli 2006
in Bern eine grosse Demonstration gegen den Krieg stattgefunden. Die Junge
Alternative JA! war wesentlich an der Demoorganisation beteiligt.
Über 4'000 Personen aus der ganzen Schweiz haben an diesem friedlichen und
von unzähligen Friedensfahnen geprägten Protest teilgenommen und setzten
damit ein starkes Zeichen gegen die sich immer schneller drehende
Gewaltspirale im Libanon, in Palästina und in Israel.
Neben den Angriffen auf die Zivilbevölkerung in allen Ländern des Nahen
Ostens wurde auch der Schweizer Bundesrat scharf kritisiert, der den
Konflikt bis heute nicht als Krieg einstuft. Damit darf die Schweizer
Rüstungsindustrie Kriegsmaterial weiterhin in diese Region liefern. Im
Bundesrat konnte sich Micheline Calmy-Rey nicht durchsetzen, sie hat sich
für einen solchen Entscheid eingesetzt. So war auf einem Demo-Transparent zu
lesen "Mutige Calmy-Rey – schlapper Bundesrat“.
Auch wurde gegen den Einsatz von Clustermunition (Streubomben) protestiert.
Nach Berichten der US-Menschenrechtsgruppe "Human Rights Watch" hat Israel
im Libanon solche Waffen verwendet. Dieser Munitionstyp ist besonders
grausam: Aus einer Bombe werden unzählige kleinere Bomben und diese bringen
Tod und Verwüstung auf einer grossen Fläche. Das erste Zusatzprotokoll zu
den Genfer Abkommen vom 12. August 1949 verpflichtet die an einem
bewaffneten Konflikt beteiligten Parteien, auf unterschiedslose Angriffe zu
verzichten. Der Einsatz dieser grausamen Waffe in bewohnten Gebieten gilt
daher als Verstoss gegen das humanitäre Völkerrecht. Auch die Schweizer
Rüstungsbetrieb RUAG stellt solche Munition her.
Es wird wohl noch viel Druck von der Strasse brauchen, bis nur
andeutungsweise von einer wirklichen Schweizer Friedenspolitik gesprochen
werden kann. Weitere Aktionen gegen den Krieg im Nahen Osten und
Veranstaltungen zu den Hintergründen des Konflikts sind geplant.
Anne Wegmüller
Die Veloutopia
Was braucht es noch, nach der Veloparkordnung bis zur VeloRution? Was
geschieht mit den Veloabstellplätzen auf dem Bahnhofplatz während und nach
dem Umbau...?
Es war an einem Freitagmorgen, nachdem der Stadtrat am Abend zuvor die
Motion zur Erweiterung der Veloparkordnung angenommen hatte, ab sofort
dürfen nicht nur falsch und zu lange parkierte Zweiräder von der Pozilei
abtransportiert werden, sondern auch alle schmutzigen Zweiräder, welche mit
ihrem Dreck das Stadtbild verschmutzten, als sich unter den Velos in der
Stadt Bern ein Gerücht verbreitete: „ Du hesch scho ghört, äs git ä
VeloRution!“ – „Was, ä richtigi Velomotion?“ Die Velos hatten die Schnauze
voll. Nach dem ständigen Abbau von Gratisveloparkplätzen auf dem
Bahnhofgelände, den leeren Versprechungen zum Abbau der gefährlichen
Verkehrssituationen und der repressiven Parkordnung, war dieser Beschluss
nur noch das Tüpfchen auf dem i. Die Velos vor der Heiliggeistkirche sagten
es den Velos vor dem Burgerspital, die vor dem Burgerspital stürzten in die
StelloVation (ähh Velostation) und befreiten diese aus ihrem Goldenen Käfig,
diese wiederum machten sich zum Hirschengraben, und die vom Hirschengraben
holten noch die von der Schanzenstrasse dazu. Bis sich in der Stadt Bern
eine endlos lange Velokarawane bildete, die den gesamten Stadtverkehr lahm
legte und vor allem ununterbrochen klingelte, so dass kein Mensch in der
Stadt sie überhören konnte. Die Pozilei hatte keine Chance gegen diesen
Tumult anzukommen. Wasserwerfer, Tränengas und Gummischrot halfen nichts,
viel zu viele waren es. Dieser Zustand dauerte einige Tage so an, bis sich
die Stadtregierung gezwungen sah zu handeln. Der Zustand war so dramatisch,
dass die Stadt für einmal sofort handelte, und alle Gesetze zur
Veloparkordnung ausser Kraft setzte. Seit diesem Moment dürfen in der Stadt
Bern überall und immer Velos abgestellt werden. Das erstaunliche daran ist,
der motorisierte Verkehr hat seit der VeloRution massiv abgenommen und die
Velos stehen auch den Fussgänger/innen nicht im Wege, sondern sind dort
parkiert, wo es Platz hat. Das Velo gehört seit jeher zum Stadtbild von
Bern, wen wunderts, dass seither, die Touristinnen und Touristen
uninteressiert am Zytglogge und am Bärengraben vorbeigehen und dafür total
begeistert vor jedem parkierten Velo stehen bleiben und Staunen über den
reibungslosen Verkehrsverlauf von Auto, öV, Fusgänger/innen und
Velofahrenden?
Velofahrer/innen der Stadt Bern vereinigt euch und stoppt den schleichenden
Abbau von Gratis-Veloabstellplätzen auf dem Bahnhofareal während der
Umbauphase! Viva la VeloRution!
Birgit Rosenkranz
Anne Wegmüller
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