ja!rgon Nr. 5 – August 2008

EditorJA!l

Ein spannender und aktionsreicher Politherbst steht für die Junge Alternative JA! vor der Tür:
So wird die JA! wieder öfters mit Wägeli und Unterschriftenbögen in der Stadt Bern anzutreffen sein, denn gemeinsam mit einem breiten Bündnis ist die JA! an der Lancierung der Initiative „EnergieWendeBern“ beteiligt. Mitte September wird die JA! bei zwei grossen Anlässen mitwirken: am 11. September bei der „Vignettenpflicht für AKWs“ – Kundgebung auf dem Bundesplatz und am 13. September bei der nationalen Bleiberecht-Demo in Bern. Und pünktlich auf den Semesterbeginn der Uni wiederholt die JA! ihre Tupperware-Aktion, und wird Essen an StudentInnen verteilen, um auf die Abfall Problematik beim Takeaway-Konsum aufmerksam zu machen. Mehr zu diesen Themen kannst du in den folgenden Seiten lesen…

An Spannung wird es also diesen Herbst nicht fehlen, aber wie immer mangelt es an Geld. Wenn du junge motivierte Leute bei ihrer politischen Arbeit unterstützen willst, so übersehe bitte nicht den Einzahlungsschein in der Beilage! Merci!

Anja Brunner

JA! zur EnergieWendeBern

Seit zehn Jahren wäre der Atomausstieg in der Berner Gemeindeverordnung verankert. Mit der Initiative „EnergieWendeBern“ soll nun das Ziel, Strom ausschliesslich aus erneuerbaren Energien zu beziehen, endlich realisiert werden.

Die neue Welle von Gesuchen und Planungen für den Bau von neuen Atomkraftwerken in der Schweiz und den dazugehörigen Diskussionen sprechen eine klare Sprache: Förderung von erneuerbaren Energien Ja, Verzicht auf Atomstrom Nein. Strom aus erneuerbaren Energien sei zu teuer und der Verzicht auf Atomstrom führe zwangsweise zu Stromknappheit und zur Lahmlegung der Schweiz. Vergessen sind dabei der gefährliche Zustand einiger Schweizer Atomkraftwerke – wie zum Beispiel dem AKW Mühleberg – oder die immer wiederkehrenden Unfälle in anderen europäischen Ländern – wie im Juli 2008 in Frankreich. Vergessen sind auch die unzähligen Konzepte und Erklärungen, welche erhöhte Stromeffizienz und Umstieg auf erneuerbare Energien als Ziele festhalten.

In Bern scheint die Situation kaum eine andere zu sein: Bereits vor zehn Jahren haben die Stadtbernerinnen und Stadtberner in der neuen Gemeindeverordnung verankert, dass die Stadt Bern eine Energieversorgung ohne Atomstrom anstrebt. Heute ist es jedoch immer noch so, dass über 70% des Stroms des Energiewerks Bern ewb aus Atomkraftwerken stammt, genauer aus den AKWs Gösgen und Fessenheim.
Doch dies soll nun mit der am 20. August lancierten Initiative „EnergieWendeBern» geändert werden. Durch die Änderung des ewb-Reglements wird das Berner Energiewerk dazu verpflichtet, in den nächsten 20 Jahren auf Strom aus erneuerbaren Energien umzustellen.
Damit muss das ewb zum einen die Beteiligungen an den beiden AKWs Gösgen und Fessenheim aufgeben, zum anderen auf den Kauf von Atomstrom verzichten und zum dritten den Bezug aus erneuerbaren Energien – aus eigenen oder fremden Quellen – erhöhen.
Und dieses Vorhaben ist alles andere als unmöglich: Zurzeit übersteigt der von ewb produzierte und gekaufte Strom den Bedarf der Stadt Bern bei Weitem. Das heisst konkret, dass auch mit dem Verzicht auf die AKW-Beteiligungen der Stadtberner Strombedarf immer noch gedeckt werden kann. Es handelt sich also um einen kleineren Teil des bisherigen Strombezuges – genau 40% –, welcher durch Strom aus erneuerbaren Energien ersetzt werden müsste. Zudem hat das Energiewerk Bern für die Umstellung 20 Jahre zur Verfügung.

Lassen wir also die Atomlobby in Bern ins Leere laufen und machen wir Nägel mit Köpfen! Der längst nötige Umstieg auf erneuerbare Energien lässt sich nicht mit netten Erklärungen in die Tat umsetzen. Ergreifen wir also die Chance, die Energiewende in Bern zu realisieren!

Weitere Infos unter: www.energiewendebern.ch

LOHAS – ein bisschen grün und trotzdem reich

LOHAS steht für „Lifestyle of Health and Sustainability“ und ist die neue In-Philosophie. Die gebetsmühlenartige Wiederholung des Zauberworts „Nachhaltigkeit“ ist man sich ja von Grün(liberal)en gewohnt, doch die LOHAS gehen noch einen Schritt weiter, denn ihr Credo lautet: Ökologisch bewusst und gesund zu leben ist einfach – und der persönliche Lebensstil braucht dafür nicht geändert zu werden. Schliesslich gibt’s ja den neuen Citroën Cactus, der einen hohen Anteil recycelter oder recycelbarer Materialien verwendet und zudem wenig Diesel braucht oder aber das ökologische Golf-Mobil – unverzichtbar! Es ist wirklich schön und praktisch – selbst bei der Credit Suisse können nachhaltige Anlagen gekauft werden. Im Internet werden sie sehr treffend angepriesen: „Nachhaltig anlegen liegt im Trend und ermöglicht Ihnen eine Investition mit gutem Gewissen.“ Der CS-Spruch drückt es aus. Dank LOHAS ist endlich Konsumieren mit gutem Gewissen möglich und nebenbei ist ein bisschen grün im Trend und gut für die Sexyness. Bloss nicht systemkritisch werden. Bloss die grossen Multinationalen Firmen nicht kritisieren, welche die Umwelt tatsächlich schädigen. Solange dein Golfmobil mit Solarstrom fährt, sind auch jährlich zweimal Ferien in Übersee kein Problem – man darf sich ja wohl noch etwas Luxus leisten!

Rahel Ruch

Take With – Intelligenter Konsumieren

Es sind sich alle einig: Die vielen Take Away Restaurants in Bern sind zwar praktisch, sie produzieren jedoch unökologischen Abfall – man denke an die massiven Styroporbehälter voller Nudeln oder die Plastikschalen für den Fertigsalat. Es sind sich aber auch alle einig, dass die „Jute statt Plastik“ – Zeit vorbei ist, und Take Away Food halt heute einfach zum Lifestyle gehört. Doch da gibt’s ein kleines unbesiegbares Bollwerk von Greenpeace und JA!-AktivistInnen mit einer glänzenden Idee: Tupperware statt Plastik! Verschiedene Take-Aways Restaurants wurden angefragt, ob sie Essen zu verbilligten Preisen an Leute abgeben, die ihr eigenes Gefäss mitbringen. Schon vier Betriebe in der Länggasse sind dabei: Beim Maha Maya, Selia Haus, Restaurant Ali Baba und  Restaurant Arbillo lohnt es sich sogar finanziell mit dem Tupperware aufzukreuzen. Eine Auftakt-Aktion gibt’s im September an der Unitobler, wer nicht warten kann, kriegt hier mehr Infos: www.take-with.ch

Rahel Ruch

900 Velovignetten versichern ein AKW

Die faktisch nicht vorhandene Versicherung von AKWs in der Schweiz bedeutet eine massive Subventionierung von Atomstrom. Dagegen protestieren wir mit 900 Velos auf dem Bundesplatz.

Diesen Frühling wurde die Haftpflichtsumme für Atomkraftwerke in der Schweiz von 1 Mia. auf den Betrag von 1,8 Mia. Franken erhöht. In Anbetracht eines möglichen Schadens von 4300 Mia. Franken (Quelle: Bundesamt für Zivilschutz, 1995) ist diese Haftpflichtversicherung ein schlechter Witz! Denn der übrige Schaden, also 4298,2 Mia. Franken, müsste von Bund und Volk getragen werden. Die Unterversicherung der Atomkraftwerke kommt einer massiven Subventionierung gleich.

Zum Vergleich: Ein Velo mit Velovignette ist für 2 Mio. Franken haftpflichtversichert, folglich sind 900 Velos gleich gut versichert wie ein Atomkraftwerk. Um dieser Unverhältnismässigkeit Ausdruck zu verleihen, organisiert die Regionalgruppe NWA (Nie wieder Atomkraftwerke) zusammen mit der JA! in Bern eine Aktion: mindestens 900 Velos sollen am 11. September auf dem Bundesplatz stehen.

Denn solange die Stromproduktion so unsauber finanziert wird, kann in keiner Weise von fairem Wettbewerb gesprochen werden. Und wenn schon Subventionen, dann sollen diese in nachhaltige Projekte und alternative Energiegewinnung investiert werden und nicht ein paar wenige StromproduzentInnen reich machen. Atomstrom ist weder CO2-neutral noch billig, es gibt keinen guten Grund, weiter in diese Risikotechnologie zu investieren. Und schon gar nicht auf Kosten der Allgemeinheit.

Komm am Donnerstag, 11. September, 17.30h mit all deinen Velos (und FreundInnen drauf) und fordere eine Vignettenpflicht für AKWs.

Es gibt eine Sirup-Bar sowie Musik von Aernschd Born und Pacomé. Die Aktion soll nicht nur unseren Protest gegen die aktuelle und AKW-freundliche Energiepolitik zum Ausdruck bringen, sondern auch Möglichkeiten bieten, sich zu treffen, auszutauschen und zu vernetzen für eine sonnenreiche Zukunft mit Wind in den Segeln.

Mehr Infos auf: vignettenpflicht.ch

Iris Balmer

Bleiberecht für alle!

Am 13. September 2008 findet eine gesamtschweizerische Demo statt, welche das Bleiberecht für alle fordert.

Viele Menschen in der Schweiz leben in Angst, weil sie keinen legalen Status oder keine sichere Aufenthaltsbewilligung haben. Ihnen droht täglich die Auslieferung in ihre Ursprungsländer und somit der Gefahr, der sie entflohen sind. In der Schweiz wird die Legalisierung ihres Status jedoch nicht einmal diskutiert, obwohl Nachbarländer wie Frankreich oder Deutschland bereits ein Bleiberecht realisiert haben.

Ob sie nun als Sans-Papiers, als abgewiesene Asylsuchende oder seit bis zu 20 Jahren mit dem F-Status in der Schweiz leben, sie alle verbindet die ständige Gefahr der Ausweisung. Die Rückschaffung ist aber für die meisten mit negativen Konsequenzen verbunden. Der Entscheid ob ein Land als Flüchtlingsland gilt oder nicht, wirkt oft willkürlich und scheint durch politische und wirtschaftliche Interessen beeinflussbar. So gelten Länder wie die Türkei oder Kolumbien trotz der politischen Verfolgung in diesen Ländern nicht als Flüchtlingsländer. Nicht selten erwartet die Flüchtlinge in ihrem Heimatland also der Tod oder Folter. Daher nehmen auch viele lieber die unmenschliche Behandlung in der Schweiz in Kauf als zurückzukehren. Legale Arbeit gibt es für sie keine, somit müssen sie sich ihren Lebensunterhalt oft auf illegalem Wege beschaffen. Sie verrichten Arbeiten, die ein Schweizer unter solchen Umständen schon lange nicht mehr bereit wäre zu übernehmen. Viele sind aber auch zu Untätigkeit verdammt, weil sie ihre Flüchtlingszentren kaum verlassen dürfen. Dadurch wird eine Integration in die Schweiz aber erschwert, wenn nicht gar verhindert. Deswegen ist es auch wesentlich, dass sich die Betroffenen organisieren und sich der Öffentlichkeit zeigen, denn momentan sind sie gesichtslos, doch hinter jedem Fall steckt ein Individuum, mit einer eigenen Leidensgeschichte.

Es ist an der Zeit auch in der Schweiz die Diskussion über ein Bleiberecht loszutreten und der ausländerfeindlichen Politik etwas entgegen zuhalten. Deswegen ruft die JA! auf, sich am 13.September mit den Betroffenen zu solidarisieren und für eine bunte Schweiz, die die Grundrechte des Menschen auch im eigenen Land durchsetzt, auf die Strasse zu gehen.

Bleiberecht für alle!

ja!infos

Erweiterung der JA!rgon-Adressendatenbank

Der JA! ist es ein grosses Anliegen, ihre Themen einer breiten Masse zu kommunizieren. Daher erweitern wir unsere ja!rgon-Adressdatenbank laufend.
Solltest du aus unerklärlichen Gründen kein Interesse haben, den ja!rgon weiterhin zu erhalten, bitten wir dich, ein kurzes Mail an info@jungealternative.ch zu senden.
Unter der gleichen Adresse kannst du auch Adressänderungen mitteilen, denn es kostet immer wieder Frankaturgebühren und Recherchearbeit, wenn Briefe mit falscher Adresse, sprich umgezogen, zurückkommen. Merci!

Studierst du in Bern? Geht dir die Uni manchmal auf die Nerven?
Die JA! gibt’s auch an der Uni – mach auch DU mit!

Einige AktivistInnen der Stadt-JA! bilden zusammen mit anderen engagierten StudentInnen die Junge Alternative – frauenpowerliste JA!-fpl. Sie setzt sich im StudentInnenrat (SR) der Uni für soziale, feministische und nachhaltige Anliegen ein. Der SR wird alle zwei Jahre neu gewählt – so auch im Januar `09. Damit die Uni-JA! stark, schlau und frech bleibt, braucht sie auch Dich! Wenn du an der Uni Bern studierst und Lust hast, etwas zu verändern, das dich direkt betrifft, dann melde dich bei info@jungealternative.ch

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