Im Gymer darfsch nie hinterfrage
Darfsch nie hinterfrage, was de dert machsch
und warum
Warum dä iz aui chnoche muesch uswendig lehre
U wüsse was Mittelgrund uf Französisch heisst,
obwou de nimau weisch was ds uf Dütsch söt si
Mittelgrund.
Aso für mi gits nume Vorder – u Hintergrund.
Und du darfsch di ebe nid frage
was steit de iz im Vordergrund,
u was im Hintergrund?
Wüu im Gymer isch aues wichtig!
Aues zeut.
U dr druck stigt
wüu villech lengts iz de widrmau nid.
Wüu wede es 3 im Physik hesch de bruchsch ner es 5 im Franz,
Wes dr Mittelgrund nid würd gä, würdsch ds villech sogar schaffe
Dini Gedanke kreise
öbs iz längt oder nid
eigentlech, würdsch am liebste numeno schreie oder gränne!
Aber sie kreise immer witer.
Und witer
Bis de bir Frag achunsch,
dr Frag nachem Sinn.
we widr am haubi sibni dr Wecker lütet,
fragsch di, wiso eigentlech?
Wiso machi ds eigentlech?
Wiso lehri überhoupt Mittelgrund uf Französisch?
Was isch dr Sinn dr hinger?
U ner nach 4 Jahr,
nach 4 Jahr hesch e Zedu
E Zedu, u denksch: Wauuu
U iz?
Sie müssen das Gymnasium nicht machen, Sie dürfen gehen.
Ich weiss, dass ich das Gymnasium nicht machen muss. Geht es hier überhaupt um mich? Geht es einfach nur darum mich zu beruhigen, dass es vielleicht einfach nicht das Richtige ist?
Es geht um das Bildungssystem, es geht um das Gymnasium als Institution. Es geht darum, dass Leistungsdruck dort normal ist. Wer nicht damit umgehen kann, wird dann beruhigt, das Gymnasium sei nicht das Richtige und es passe nicht zu dir. Mag sein, finde ich jedoch eine zu einfache Erklärung. Die Zweifel an der eigenen Person, die schon bestehen, werden durch diese Erklärung nur grösser.
Die Zweifel werden immer grösser, die Absenzen immer mehr, weil es schlichtweg nicht möglich ist, dieses Gebäude mit einem guten Bauchgefühl zu betreten, weil die psychische Belastung so hoch ist, sich dafür aus dem Bett zu quälen.
Personen, die Probleme mit dem Gymnasium haben, suchen den Fehler meistens bei sich. Nicht intelligent genug, ist die erste Erklärung, die von den Betroffenen gezogen wird. Doch ist Intelligenz wirklich ausschlaggebend dafür, das Gymnasium zu schaffen oder nicht? Ich glaube nicht. Es ist nur ein kleiner Faktor, der eine kleine Rolle spielt. Eigentlich geht es nur darum, ob man mit Druck umgehen kann oder nicht. Ob man im richtigen Moment die richtigen Worte findet, die Lehrperson kennt und das schreibt, was sie hören will. Um das geht es. Wer damit umgehen kann, nicht hinterfragt, wird auch keine Probleme haben. Das ist jedoch nicht das, was ich mir vom Gymnasium erhoffe, wenn der nächste Schritt die Universität ist und das Gymnasium als höchste Mittelschulbildung angesehen wird.
Im Ja!rgon 1/18 von Ronja R.