Motion Fraktion GB/JA! (Seraina Patzen, JA! / Lea Bill, GB)
In Bern werden suchtkranke und obdachlose Menschen in dreistufigen Wohnangeboten betreut: Die Notschlaf-Angebote stehen für die Überbrückung von unmittelbaren Notsituationen zur Verfügung. Das betreute Wohnen bietet eine enge Betreuung und das begleitete Wohnen ist der nächste Schritt auf dem Weg zurück in eine selbständige Wohnsituation. Damit sind Therapie, Betreuung und Wohnangebot in den Angeboten der Stadt Bern immer aneinander gekoppelt.
Der aus den USA stammende Ansatz des Housing First stellt diesen Ansatz auf den Kopf: Obdachlosen Menschen wird bedingungslos eine Wohnung zur Verfügung gestellt. Therapie- und Betreuungsangebote stehen zwar zur Verfügung, die Teilnahme an diesen Angeboten ist aber keine Bedingung für die Wohnung.
In verschiedenen europäischen Ländern hat der Housing First – Ansatz inzwischen Fuss gefasst, zum Beispiel in Wien.[1] Und auch in der Schweiz werden erste Pilot-Projekte durchgeführt. Ein kürzlich im Magazin Sucht Schweiz erschienener Artikel berichtet über erste positive Erfahrungen mit Housing First bei einem Projekt der Suchthilfe Perspektive Region Solothurn-Grenchen.[2]
Der Ansatz Housing-First geht davon aus, dass Menschen erst mit einem sicheren Zuhause, mit einer unbefristeten Wohnung, in der Lage sind, auch andere Probleme anzugehen und ihre Lebenssituation insgesamt zu stabilisieren. Dieser Ansatz ist aus Sicht der Motionärinnen zu begrüssen, weil er den Menschen grundsätzlich zutraut, Probleme selber, auf ihre Art und Weise, anzugehen und zu lösen.
Deshalb fordern wir auch in Bern ein Pilotprojekt im Housing
First. Wir bitten den Gemeinderat, vorzugsweise zusammen mit einer Institution,
die Wohnangebote anbietet, ein entsprechendes Pilotprojekt auszuarbeiten und
durchzuführen.
[1] https://www.neunerhaus.at/konzepte/wohnangebote/neunerhaus-housing-first/
[2] https://www.suchtmagazin.ch/tl_files/templates/suchtmagazin/user_upload/texte/suchtmagazin_2019-1_leseprobe.pdf