Generation Anxiety

Von Enno

Unsere Generation ist grundsätzlich angsterfüllt und pessimistisch eingestellt. Wir stellen uns Fragen über Fragen, finden tausende Antworten und Optionen im Internet und müssen selbst entscheiden, was nun das Richtige für uns ist. Und während in unserem Kopf zu viele Tabs offen sind, uns langsam die Batterie ausgeht, nehmen uns die Geschehnisse in der Welt die Luft zum Atmen.

Zukunftsangst hat nicht nur mit Zukunft zu tun. Sie beschäftigt sich mit der Vergangenheit und Gegenwart. Was du heute tust, wird dir morgen zugutekommen, was du früher getan hast, schränkt dich heute und morgen ein. Die Besorgnis, was auf uns zukommt, in einem Jahr, in zehn Jahren, ist stets im Hinterkopf. Von klein auf wird uns die Wichtigkeit unserer Zukunft eingehämmert. In der achten Klasse entscheiden wir uns für das Gymnasium oder eine Lehre, danach studieren oder arbeiten wir, alles, damit es uns später gut geht. Wir rennen unserem Glück hinterher, ohne zu merken, wie wir immer unglücklicher werden. Der Gedanke daran, wie schnell die Zeit vergeht, wie viel wir verpassen und noch tun könnten, blockiert uns beim Erzielen unsere Träume. Wir verlieren uns in der Angst, unser Leben nie richtig gelebt zu haben. Und so bleiben wir lieber in einem Schwebezustand zwischen Vergangenheit und Zukunft, ohne eine Entscheidung zu treffen und wirklich in der Gegenwart zu leben.

Angst hat viele Graustufen, von der „gesunden“ Angst, welche uns schützt vor einer realen Gefahr, bis zur einschränkenden Angst in unseren Köpfen. Angst ist nicht gut oder schlecht. Es ist ein Gefühl, welches in erster Linie nicht gewertet werden sollte. Dies positive Auswirkung von Angst ist der Kampf-Flucht-Instinkt. Dieser kann jedoch nur helfen, solange eine reale Gefahr vorhanden ist. Sobald die Angst nur in unseren Köpfen, im Unterbewusstsein stattfindet, sollten wir weder dagegen ankämpfen noch davor flüchten. Vielmehr könnte die Lösung sein, unsere Angstgefühle anzunehmen und zu akzeptieren, ohne Wertung. Ein Gegenpol zu Angst kann Vertrauen sein; Vertrauen in sich selbst, seinen Körper und Gefühle.

Sobald wir erwachsen werden, lernen wir, unsere Gefühle zu unterdrücken, Tränen sind nicht professionell, Ängstlichkeit zeugt von Schwäche. Dabei ist es essentiell, unsere Emotionen zu verstehen, da dies die Sprache unseres Körpers ist, unsere Bedürfnisse zu kommunizieren. Uns sollte also nicht gelehrt werden, wie wir unsere Gefühle unterdrücken, sondern vielmehr, wie wir diese verstehen und damit umgehen können. Wie sollen wir uns für eine Zukunft entscheiden, wenn wir unsere Gegenwart noch gar nicht verstehen? Wenn wir noch gar nicht verstehen wer wir sind und was uns guttut?

Dabei hat die Schule einen wesentlichen Einfluss im Umgang mit unserer Zukunft und Ängsten. Aber auch unsere nahen Bezugspersonen, wie zum Beispiel Eltern oder Freund_innen, bestimmte Erlebnisse, Verluste und das Weltgeschehen, beeinflussen diese Gefühle. Doch sobald wir uns mit diesen Unsicherheiten auseinandersetzen, können wir auch wieder an Sicherheit gewinnen. Mit einem stabilen Umfeld, welches uns versichert, dass wir nicht alleine sind und Unterstützung haben und einer Routine im Alltag, die uns einen Boden verschafft, auf welchem wir aufbauen können. Den eigenen Körper und auch dessen Grenzen kennen und wahrnehmen, Gefühle bewusst spüren und nicht werten, all dies gibt uns ein grösseres Selbstwertgefühl und lässt uns zuversichtlicher in die Zukunft zu schauen.