Holla, die Wahlen sind vorbei, die SVP hat gewaltig zugelegt und was bleibt mir anders zu sagen als: «Hoch lebe
die Genderhysterie.» Schön übrigens, impliziert dieser Begriff, dass alle Gender Plazentas haben können! So
kompliziert ist es demnach doch nicht. In diesem Artikel wird aufgeräumt mit dem wirren Umkehrschluss der
SVP und warum Gender, beziehungsweise das Geschlecht sowieso besser abgeschafft werden sollte.
Denn, wenn mensch erstmals die richtige Definition von Geschlecht kennt, wird das Problem ziemlich schnell
erkannt.
In der englischen Sprache wird klar unterschieden zwischen «Gender» und «sex». Gender bedeutet die soziale
Rolle, also Mann oder Frau. Sex bezieht sich nur auf ein biologisches Merkmal, das Genital. Im Deutschen haben
wir einzig den Begriff: «Geschlecht». Dieser setzt voraus, dass das Genital mit der sozialen Rolle (Mann oder
Frau) einhergeht. Um den Ausdruck zu differenzieren, setzt man die Wörter «sozial» und «biologisch» vor die
Bezeichnung. Dennoch assoziieren wir das Übereinstimmen von Genital und der sozialen Rolle mit dem Begriff
«Geschlecht». Das hat zur Folge, dass auch wenn sozial beziehungsweise biologisch davor steht, die angewendete
Differenzierung schnell zu Verwirrung führen kann.
Die Sprache beeinflusst unser Denken und das daraus resultierende Handeln stark. Deswegen verstehe ich, dass es
gerade für deutschsprachige Personen schwierig ist, einen bekannten Begriff zu differenzieren und neu zulernen.
Auch hat der Begriff «Geschlecht» schon fast etwas welterklärendes. Diese Binarität in Ying und Yang,
Fortpflanzung, Mutter Erde, Vater Himmel. Wir erklären uns die Welt in ewiger Zweisamkeit. Und dann sind sie es, die
uns die «Gender-Leute» nennen, wobei sie es sind, die doch alles gendern. Von Toiletten, zu Kleidern, zu Düften
und Shampoos, Berufen und sogar ungeborenen Kindern. Schon ein bisschen ironisch, denn es sind meist cis
Menschen die Genderreveal-Partys feiern für ihre ungeborenen Kinder. Auch versteckt der Begriff Geschlecht so
schön, dass wir die soziale Rolle an Genitalien festmachen, was dann doch schon fast zu sexpositiv wäre.
Trans und inter Personen wachsen in einer cisnormativen Welt auf, und werden früh mit Ablehnung konfrontiert.
Unsere Welt ist nach dem binären System aufgebaut. Wie das Leben in dieser Welt für trans Personen ist, zeigen
Zahlen: die Suizidrate von jungen trans Menschen ist 40-mal so hoch wie die von jungen cis Menschen. Die JA!
setzt sich für die Abschaffung der Geschlechtseinträge ein. Zum Schutz von trans Personen und inter Personen.
Dies ist der erste Schritt aus unserem westlichen Genderkonzept heraus. Ausserdem ist entgegen vieler
Vorstellungen und Aussagen, die Genderbinarität in der westlichen Welt verankert und wurde durch die
Kolonialisierung in der ganzen Welt verbreitet.
In vielen indigenen Kulturen Nord- und Lateinamerikas, Südasiens, und sogar Europas (Albanien) gab es jedoch vor
der Kolonialisierung traditionelle, und gesellschaftlich anerkannte Geschlechterkonzepte, ausserhalb der
westlichen binären Normen. Die Binarität wurde den Kulturen erst durch die Kolonialisierung, gewaltsam
aufgezwängt. Ein weiterer Grund das Geschlecht abzuschaffen und somit auch ein Stück mit der kolonialen
Vergangenheit aufzuräumen.
Von Suna Keller