Gegen Gewalt an Frauen!

„As we come marching, marching, un-numbered women dead
Go crying through our singing their ancient call for bread
Small art and love and beauty their trudging spirits knew
Yes, it is bread we fight for, but we fight for roses, too“

(3. Strophe von Bread and Roses)

Dieser Song wurde ursprünglich als Gedicht, im Jahr 1911 geschrieben. 1960 wurde er von Frauenbewegungen als Song wieder hervorgeholt. Ich hielt ihn in den Händen an der Kundgebung gegen die Gewalt an Frauen, die anfangs August in den Schlagzeilen war. Ein trauriges Zeichen dafür, dass sich seit den 60er-Jahre in Hinsicht auf Gewalt an Frauen nicht viel geändert hat.

Anfang August wurden in Genf fünf Frauen brutal zusammengeschlagen. Eine lag danach im Koma im Spital. Nur einige Tage später wurde eine weitere Frau spitalreif geprügelt. In mehreren Städten solidarisierten wir uns und setzten wieder einmal ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen. Wieder einmal. Gewalt an Frauen gibt es nicht erst seit der Nacht in Genf. Schon vorher wurde ein Manifest erstellt damit Gleichberechtigung endlich durchgesetzt wird. Ein Punkt dieses Manifests ist: „Keine Gewalt an Frauen. Niemand darf uns ohne unser Einverständnis berühren, uns bedrängen oder belästigen“. Eine selbstverständliche Sache, die immer wieder gefordert werden muss. Sie wurde auch schon 1960 gefordert und existierte schon vorher. Also, Gewalt an Frauen existiert nicht erst seit August 2018. Jedes Jahr gibt es Aktionstage gegen Gewalt an Frauen, um darauf aufmerksam zu machen. Letztes Jahr gab es #metoo, diese Bewegung geht Hand in Hand mit #einefüralle, die im August entstanden ist. Sexuelle Belästigung ist auch eine Form der Gewalt und kann zu weiterer Gewalt führen.

Diese Bewegungen sind ausserordentlich wichtig, wir müssen immer wieder ein Zeichen setzten. Weil sich endlich mal etwas ändern sollte! Gewalt an Frauen existiert. Realisiert es, redet darüber, erzieht eure Kinder so, dass es in den nächsten Generationen nicht mehr vorkommt. Deshalb ist es gut, dass es Medien gerade jetzt aufnehmen. Es ist aber auch fragwürdig, da es schon seit Jahrzehnten immer wieder ein Thema ist. Teilweise wurde es so dargestellt als hätte es das vorher nicht gegeben. Als wäre das Fass erst jetzt am überlaufen. Das Fass läuft schon lange über und Gewalt wie sie in Genf gegenüber den Frauen ausgeübt wurde, gab es auch schon vorher. Deshalb gehört häusliche Gewalt auch immer noch zu den häufigsten Todesursachen. Wir müssen nicht nur jetzt sondern immer wieder darüber reden. Und zwar richtig. Wir müssen nicht die Personen belächeln und schwächen, die sich dafür einsetzten. Betroffene sollen darüber reden und Anzeige erstatten können und dabei ernstgenommen werden.

Wir müssen es bekämpfen, enttabuisieren, sichtbar machen, denn Gewalt an Frauen existiert. Schon lange. Wir müssen auch nicht über Ausländer reden. Gewalt an Frauen kennt keine Hautfarbe, keine Nationalität. Sie kennt ein Geschlecht, das seine Macht ausübt. Die Schweiz lebt in einem patriarchalen System wie jedes andere Land. Gewalt an Frauen wird von Männern ausgeführt, Punkt. Wenn Männer dazu erzogen werden Frauen als das schwächere Geschlecht oder als Objekt zu betrachten, ist es nicht verwunderlich, dass wir über Gewalt von Männern gegenüber Frauen reden. Momentan führt es leider vorallem dazu, dass Frauen bewusster ihre Kleider wählen, ja nicht zu freizügig, einen Pfefferspray in den Ausgang mitnehmen, aufhören Alkohol zu trinken und immer früher nachhause gehen weil es danach zu gefährlich wird. Das Thema ist viel tiefer in der Gesellschaft verankert, als in der Faust des Mannes. Es handelt von mangelnder Erziehung, Machtspiel und respektlosem Verhalten. Es geht darum, dass ein Nein akzeptiert werden muss und gegenseitiger Respekt in einer Gesellschaft eigentlich etwas Normales sein sollte.

Zum Beispiel am 22. September 2018, 13.30 auf der Schützenmatte: Demo für Lohngleichheit, gegen Diskrimierung

„As we go marching, marching, we bring the greater days
For the rising of the women, means the rising of the race
No more the drudge and idler ten that toil where one reposes
But the sharing of life’s glories, Bread and Rose, Bread and Roses.“

(4.Strophe von Bread and roses)

Von Ronja R.