„Frauenrap höre ich mir nicht wirklich an“

Über dieses Zitat von Bushido bin ich bei meiner Recherche zum Thema Frauenquoten im Festivalsommer gestossen. Da musste ich meine Nachforschungen gerade kurz einstellen. Anstatt zu recherchieren möchte ich mich jetzt ein bisschen aufregen.

Ich würde wirklich nicht behaupten, dass ich mich in der Rap- oder Hip-Hop Szene auskenne. Tu ich nicht. Aber sogar ich weiss, dass es sehr wohl krass gute Rapperinnen gibt.

Von der hochpolitischen Sookee bis hin zu den Rotzgören von SXTN ist mit Sicherheit für jede*n Rapbegeisterte*n etwas dabei. Nur warum lässt ein Typ wie Bushido dann öffentlich (in einem Interview bei SRF) so Schrott raus? Ja ja ich weiss, er ist nicht gerade der Hellste, aber ich weigere mich, das Ganze nur auf seine Dummheit abzuwälzen. Da steckt mehr dahinter. Wie kommt es, dass – nicht nur im Rap-Business, aber vor allem dort – Frauen doppelt und dreimal so hart kämpfen müssen, um auch nur halb so weit zu kommen wie ein Mann? Und wie kommt überhaupt ein*e Journalist*in auf die Schnapsidee, in einem Artikel zum Thema Frauenanteil am Openair Frauenfeld einen ziemlich talentfreien Rapper wie Bushido zu interviewen, nur um dann die glorreiche Aussage zu hören, dass er Frauen in der Szene nicht ernst nehmen kann? Wieso werden nicht einfach die vier (!) Frauen-Acts (übrigens keine einzige davon auf der Hauptbühne) dazu aufgefordert, ihre Meinung zu sagen? Hat eigentlich die ganze Welt einen Hänger?

Nun gebe ich zu, ist es ziemlich schade, dass ich diese Fragen nicht beantworten kann. Ausser die Letzte mit einem ziemlich deutlichen Ja.

Ich muss hier nicht erklären, dass bei Frauen in der Musik sehr oft zuerst mal auf den Hintern geschaut wird bevor man(n) überhaupt zuhört. Ich muss auch nicht sagen, dass sich das dringend ändern muss. Sondern ich möchte eigentlich sagen, dass wir irgendwie irgendwas gegen diese Dummheiten machen müssen. Ich will schliesslich nächsten Sommer deutlich mehr Frauen-Acts auf den Festivalhauptbühnen!

Wie das gehen soll?

…Hier schaue ich nun seit 5 Minuten dem Cursor beim blinken zu.

Ich weiss es nicht. Öffentliche Briefe und Petitionen verschicken? Hässige online Kommentare schreiben? Die ganzen Festivals und Openairs einfach boykottieren?

Ich kann es mir nicht ganz erklären, das Ganze scheint zu kompliziert: Solange wir als Hörer*innen nicht mehr weibliche* Musikerinnen durch clicks/likes oder views bekannter machen, werden sie keinen Platz auf den Festivals finden. Denn die grossen Festivals sind mittlerweile reine Kommerzveranstaltungen und da spielen halt grundsätzlich die Acts, die sowieso schon bekannt und massentauglich sind. Nun ja, und das sind in den jetzigen Charts halt oft Männer. Mit einigen Ausnahmen wie beispielsweise Nicky Minaj, aber darauf möchte ich jetzt in diesem Zusammenhang wirklich nicht eingehen – Sex sells, das wussten wir schon vor dieser Dame.

Aber wie wird man als Musikerin bekannt, wenn man nicht vor einer breiten Masse von potentiellen Fans spielen kann; wie zum Beispiel an einem Festival?!

Darum scheint der einzige Weg: Festivalveranstalterinnen und -gänger, Musikliebhaberinnen und -promoter UNITE! Irgendwie muss ein ganz grosses, gleichzeitiges Umdenken stattfinden. Wie in deprimierend vielen anderen Bereichen.

 Im Ja!rgon 3/17, von Gina Ketterer