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Wir haben ein Polizeiproblem. Polizeigewalt und rassisti-
sche Ungerechtigkeit machen immer wieder Schlagzeilen.
Da stellt sich die Frage: Schadet uns die Polizei mehr, als
sie uns nützt?
Diese provokante These zielt darauf ab, ein System zu
transformieren, das historisch gesehen nicht nur als
Schutz für die Gemeinschaft, sondern auch als Werkzeug
sozialer Kontrolle und Unterdrückung gedient hat. Die
Polizei, wie wir sie heute kennen, hat ihre Wurzeln in his-
torischen Institutionen, die ursprünglich dazu geschaffen
wurden, Sklaven und Arbeiterklasse im Zaum zu halten. Es
ist an der Zeit, diese Geschichte zu reflektieren und zu
erkennen, dass das gegenwärtige System nicht frei von
diesen historischen Missständen ist. Polizeigewalt und
rassistische Diskriminierung sind unbestreitbare Proble-
me, die sich durch viele Polizeiorganisationen ziehen. POC
und Minderheitengemeinschaften sind überproportional
von brutalen Übergriffen und Gewalt betroffen. Diese Un-
gerechtigkeit kann nicht länger toleriert werden.
Die Abschaffung der Polizei bedeutet jedoch nicht, dass
wir absolute Anarchie oder Gesetzlosigkeit fördern. Es
geht vielmehr darum, das System zu reformieren und Al-
ternativen zu schaffen, die auf sozialer Gerechtigkeit, Prä-
vention und Gemeinschaftsaufbau basieren. Ein erster
Schritt zur Abschaffung der Polizei ist die Umverteilung
von Ressourcen.
Statt Millionen für Polizeiausrüstung und -bewaffnung auszugeben, sollten diese Mittel in soziale Programme, Bildung und Integration investiert wer-
den. Dies würde die Wurzeln von Kriminalität und sozialen
Unruhen effektiver bekämpfen.
Gleichzeitig sollten alternative Sicherheitsmodelle geför-
dert werden. Diese alternativen Ansätze, wie zum Beispiel
die Schaffung von Konfliktlösungsteams, Streitschlich-
tungsdiensten und mobilen Kriseninterventionseinheiten,
die auf psychiatrische Notfälle reagieren, haben gezeigt,
dass sie Konflikte ohne Gewalt und Unterdrückung lösen
können.
Die Abschaffung der Polizei erfordert auch eine tiefgrei-
fende strukturelle Veränderung. Dies umfasst die Ab-
schaffung von Immunität für Polizeiangestellte und die
Einführung von unabhängiger Kontrolle und Transparenz.
Polizeiorganisationen sollten dezentralisiert und der Ge-
meinschaftsverantwortung unterstellt werden, um sicher-
zustellen, dass sie den Bedürfnissen und Wünschen der
Menschen dienen.
Wollen wir also die Polizei abschaffen? Jein – Zum jetzi-
gen Zeitpunkt wäre diese Forderung utopisch und wohl
nicht zielführend. Trotzdem müssen die problematischen
Strukturen dringend verändert werden und fordert uns
auf, nach Lösungen zu suchen, die auf sozialer Gerechtig-
keit basieren. Das gegenwärtige System begünstigt strukturelle Proble-
me und Missbräuche, die nicht toleriert werden können.
Wir wollen eine Polizei, die nach dem Interesse und Woh-
le der Gemeinschaft agiert. Damit dies möglichst effizient
möglich ist, braucht es eine
Dezentralisierung der Kantonspolizei und die Wiederein-
führung der Stadtpolizei Bern. Die würde ermöglichen, die
Polizeiarbeit gezielter auf die spezifischen Anliegen der
Stadt Bern auszurichten und stärker auf die Bedürfnisse
und Wünsche der Gemeinschaft abzustimmen.
Von Simon Dubach