Das NeuStadtLab ist gestorben. Die Betreiber mussten wegen der Planungsunsicherheit vor den Einsprechen- den kapitulieren, welche selbst gegen fast geräuschlose sportliche Aktivitäten waren. Die Zwischennutzung war auf mindestens 3 Jahre angesetzt gewesen, nun ist nach 1.5 Jahren Schluss. Durch den Abbruch der Zwischennutzung auf der Schütz verliert die Stadt Bern eines ihrer vielversprechendsten Projekte, um den Jugendlichen des halben Kantons einen Freiraum zu bieten, in welchem sie sich wohlfühlen und ausleben können. Das ist nicht nur schade, sondern kontraproduktiv. Denn die Jugendlichen gehen nun mal in den Ausgang, egal ob irgendwelche Stadtmenschen dies zu laut finden.
Von Lorenz Jordi
« U Usgang heisst nid wägä nüt Usgang, weisch
mir wärdä usä gah o we z letschtä Liecht wird us ga
Wär ir Autschtadt wohnt, dä het mit däm um z’gah,
u wen’er ds nid cha de geits drum z gah
c’est comme ça. »
[Leduc, 21.01.2012, Radio RaBe
Die einsprechenden Menschen aus dem Altenberg geben offen zu, dass sie die Zwischennutzung vor allem aus Abneigung gegenüber der Reitschule ablehnen. Offiziell ist der Grund die Lärmbelastung, obwohl der Trägerverein der Zwischennutzung alles getan hat, um diese so klein wie möglich zu halten. Ich weiss nicht genau, was sich die Einsprechenden erhoffen, denn die Reitschule wird bleiben, sie wird auch weiterhin Ton emittieren. Mit grösster Wahrscheinlichkeit war die Reitschule auch schon da, als die Menschen, die nun einsprechen, eingezogen sind. Sie wussten also, dass die Reitschule in der Nacht Sound emittiert, welcher unter Umständen in den Altenberg dringen kann. Ausserdem ist es utopisch zu meinen, in der Stadt wohnen zu können und dabei absolute Ruhe geniessen zu können.
« De trinkä ni mis Bier haut de vor dim Huusihgang
U dert singi so
So luut wini cha »
[Lo&Leduc im Song Grächtigkeitsgass ; Vögu zum Geburtstag, Steff la Cheffe, 2013]
Es ist auch klar, dass der Ausgang in der Stadt stattfinden muss. Nur dort kann man in der Nacht zu Fuss bzw. mit dem Moonliner in vernünftiger Zeit nach Hause. Wer nicht in der Stadt lebt, geht zu Freund*innen in der Stadt übernachten oder kann den Moonliner nehmen. Wenn die Jugendlichen also nicht auf der Schützenmatte sind, werden sie anderswo sein. Für die Jugendlichen ist kein Konsumzwang bzw. das Mitbringen eigener Getränke essenziell, da sie sich die teuren Getränke in normalen Clubs nicht leisten können. Sie werden sich also andernorts in der Stadt aufhalten, vielleicht ja! im Altenberg an der schönen Aare.
Da die Zukunft der Schützenmatte nun sehr unklar ist, hat die JA! zusammen mit dem Grünen Bündnis eine dringliche Interpellation eingereicht. Darin wird der Gemeinderat aufgerufen, Fragen zur Zukunft der Schützenmatte zu beantworten, sowie klarzustellen wie es zum Abbruch der Zwischennutzung kam. Weiter soll auch geklärt werden, ob der Gemeinderat den Verein Platzkultur (Betreiber der Zwischennutzung) genug unterstützt hat und wie er sich beim Kanton für eine städtefreundlichere Rechtsprechung einsetzt. Und wie es jetzt auf der Schütz weitergehen soll.
« Hei scho Verständniss für die Arriviertä
u gliich wei mr hie ir Houptstadt o nes Partyviertu
aso macht üs nid schiisig so wi Amöbe(n)ruhr
mir verteidigä u mir bissä
so wi nä Löiiämuetter
Bitte höret uf mit alibi Üebigä
wöu aui di Bemühigä
lug au si für ds füür
so lang si nid zurä Lösig füehrä »
[Steff la Cheffe, Grächtigkeitsgass]
Da bis diese Woche im Stadtrat nur Vorstösse im Zusammenhang mit den Coronamassnahmen eingereicht werden konnte, wurde die Interpellation noch direkt an den Stapi gemailt. Leider hat der Stapi bisher keine Stellung dazu bezogen und der Gemeinderat die Fragen bisher nicht öffentlich beantwortet. Deshalb bleibt im Moment unklar, ob die Schützenmatte wieder zu einem öden Parkplatz und somit Unort wird. Die Zukunft wäre dann, wie eine Wiederholung der Vergangenheit, als man Schütz, Bundesplatz und sowieso jeden freien Platz als Parkplatz brauchte.
Wöu mir das Läbä liebä
Wei mir das Läbä fiirä
Und mir singä
Di ganzi Nacht dür di ganzi Stadt
[Steff la Cheffe, Grächtigkeitsgass]
Die Diskussion um Kultur und Ruhe in der Stadt Bern ist wie verflixt. Die Songzitate stammen nämlich nicht aus neuen Songs, sondern von 2012-13, dennoch sind sie topaktuell. Es wurde kein bisschen Fortschritt erzielt in der Diskussion um das Nachtleben in der Stadt Bern. Viele urbane Projekte werden von Einzelpersonen mit Lärmklagen zu Fall gebracht. Ich denke da an die Bar am Egelsee und jetzt die Schütz, auch der Löscher hatte mit existentiellen Lärmklagen zu kämpfen. Und ruhiger wurde es nirgends aufgrund der Klagen.
Fick di Frou Müller
Gib dini Wohnig frei
U gäbet Rueh vo mir söuä jetzt Rueh gäh
Ds isch paradox wi Casablanca ä Tüfu a t’Wang maut.
[Leduc, 21.01.2012, Radio RaBe]
Da bleibt nur noch zu sagen: Fight for your right, to paaaarty!
Good to know:
– Die Amöbenruhr oder Amöbendysenterie, eine Form der Amöbiasis, ist die mit Bauchschmerzen, blutig- schleimigen Durchfällen und Tenesmen einhergehende Infektion des Darmes (Wikipedia)
– Den Altenberg freitanzen! Am dritten Samstag nachdem Corona vorbei ist, Events also wieder erlaubt sind, werden wir den Altenberg zu- rück in die Stadt tanzen.
Wir freuen uns!